Washington - Vor 36 Jahren begründete der US-Ökonom Richard Easterlin mit einem einzigen Artikel ein ganzes Forschungsfeld. Der Professor an der University of Southern California ging damals der Frage nach, ob mehr Wohlstand auch zu mehr Zufriedenheit führt - und gab damit den Anstoß zu wirtschaftlichen Glücksstudien aller Art.

Easterlin selbst stieß damals auf ein Paradoxon, das prompt nach ihm benannt ist: Wenn man zu einem bestimmten Zeitpunkt fragt, ob mehr Reichtum Menschen glücklicher macht, findet man einen positiven Zusammenhang, und zwar sowohl im Vergleich zwischen Ländern wie auch innerhalb ihrer Bevölkerungen. Stellt man die Frage jedoch über einen längeren Zeitraum hinweg, verschwindet diese Korrelation.

Nun hat Easterlin im US-Wissenschaftsmagazin PNAS die aufwändigste Bestätigung seines Paradoxons vorgelegt. Fünf Jahre lang untersuchten er und sein Team 37 verschiedene Länder. Und wieder zeigte sich das Paradox - am eindrucksvollsten in aufstrebenden Ländern wie Chile, China oder Südkorea. Dort verdoppelte sich in den letzten 20 Jahren das Einkommen. Bei der Zufriedenheit hingegen gab es in den drei Ländern sogar - statistisch nichtsignifikante - Rückschritte. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 14.12.2010)