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Dass Grüntee gesünder sein soll als schwarzer Tee, liegt laut Marlies Gruber  "hauptsächlich an der schiefen Datenlage".

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Bei 324 untersuchten Proben aller Tee-Arten 2009/2010 wies weniger als ein Prozent eine erhöhte Konzentration an Pflanzenschutzmittelrückständen auf.

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Winterzeit ist Teezeit. Doch Meldungen über Granulate und Trester statt Früchten, Rückstände von Insektiziden und Düngemitteln werfen Fragen auf: Was ist im Tee drin? Und wie streng sind die Kontrollen?

Am Beginn der Auseinandersetzung mit Tee steht eine begriffliche Unterscheidung: "Tee besteht ausschließlich aus den Blättern, Blattknospen und zarten Stielen von Varietäten der Spezies Camellia sinensis (L.) Kuntze, die nach üblichen Herstellungsverfahren bearbeitet wurden", führt Sonja Masselter, Leiterin des Institutes für Lebensmitteluntersuchung Innsbruck der Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in die Welt der Teeanalyse ein. Kräutertee und Früchtetee wie Pfefferminze oder Hagebutte, gelten dagegen als "teeähnliche Erzeugnisse". Sie werden nach den darin überwiegenden Pflanzenteilen bezeichnet: Kräutertee, Blüten- und Früchtetee.

Keine Früchte

Die Basis aller Früchtetees ist eine Grundmischung aus Hagebutte, Hibiskus und Apfel. Um die Qualität der im Handel angebotenen Produkte zu bestimmen, analysierten die Tester des Vereins für Kosumentenschutz (VKI) den Inhalt 30 verschiedener Früchtetees unter dem Mikroskop und ermittelten Geruch und Geschmack (derStandard.at berichtete >>>). Am 24. November wurden die Ergebnisse veröffentlicht: Sechs Produkte schnitten mit "wenig zufriedenstellend" ab, 18 mit "durchschnittlich", vier mit "gut" und nur zwei mit "sehr gut". Bei vier Proben waren auf der Verpackung aufgelistete Bestandteile nicht enthalten. Abweichungen von angeführten Mengenverhältnissen kamen häufig vor und bei mehr als zwei Dritteln der Produkte fanden die Tester Verunreinigungen. 

Abfallprodukte und Granulate

Aus Sparsamkeitsgründen kommt an Stelle der Äpfel zunehmend Apfeltrester - ein Abfallprodukt der Apfelsaftherstellung - zum Einsatz. "Bei Produkten, die Apfeltrester enthalten, ist der Polyphenolgehalt gering, wenn auch gleichzeitig Maischeenzyme mitmischen. Diese Tees haben demnach ein etwas geringeres gesundheitliches Potenzial als die 'reinen' Kräuter- und Früchtetees", weiß Marlies Gruber, wissenschaftliche Leiterin vom Forum Ernährung Heute. Auch stark zerkleinerte, gepresste Fruchtanteile, Granulate, finden sich anstelle der Früchte. Nur vier der 30 getesteten Teesorten kamen ohne Granulate aus, bei nur einem Produkt waren diese aber angeführt. Trotz der oft nur mittelmäßigen Bewertungen finden sich unter den sechs mit "sehr gut" oder "gut" bewerteten Produkten ausschließlich Tees aus biologischem Anbau.

"Kräutertees sind keine Alltagsgetränke"

Wer lieber zu aufgebrühter Pfefferminze, Kamille oder Melisse als zu Früchten greift, sollte laut Marlies Gruber klar unterscheiden zwischen reinen Heil- und Medizinalpflanzen aus der Apotheke und teeähnlichen Erzeugnissen, die als "Lebensmittel" gehandelt werden. Arzneitees fallen unter das Arzneimittelgesetz und müssen den Anforderungen des Arzneibuches entsprechen. Die Kräutertees, die man dagegen in den Teefachgeschäften, Drogerie- und Supermärkten erhält, können auch von gesunden Personen getrunken werden. Weil aber alle Kräuter pharmakokinetisch wirken können, empfiehlt die Ernährungswissenschaftlerin zwischen den Sorten zu wechseln. "Kräutertees sind keine Alltagsgetränke", stellt auch Sonja Masselter klar. Am Institut für Lebensmitteluntersuchung in Innsbruck untersucht sie Tee, Kaffee und Gewürze. Bei 324 gezogenen Proben von Tee und teeähnlichen Erzeugnissen im Zeitraum 2009/2010 stellte die Abgrenzung Tee/Arzneimittel bei vier Prozent einen Beanstandungsgrund dar.

Grüner oder schwarzer Tee?

Im Gegensatz zu Früchte- und Kräutertee ist "echter" Tee "ein Genussmittel und somit für den täglichen Bedarf geeignet", informiert Masselter. Grüner Tee gilt seit Jahren als Gesundheitsquelle und Jungbrunnen. Dass er als gesünder sein soll als schwarzer Tee, liege aber hauptsächlich "an der schiefen Datenlage", klärt Marlies Gruber auf. Das Epigallocatechingallat im grünen Tee rücke deshalb öfter ins Rampenlicht weil es das das am besten untersuchte Tee-Polyphenol ist. Gruber: "Sowohl Grün- als auch Schwarztee enthalten antioxidative Polyphenole in nahezu gleicher Menge."

Laut Gruber geben Studien an Zellkulturen, Tierversuche, klinische sowie epidemiologische Studien deutliche Hinweise darauf, dass sie das Risiko für und den Krankheitsverlauf von einigen chronischen Erkrankungen, besonders Herz-/Kreislauferkrankungen und Krebs, positiv beeinflussen können. Grüntee wegen der Katechine, Schwarztee durch die enthaltenen Theaflavine und Thearubigine.

Pflanzenschutzmittel-Rückstände

Was die Prüfung von Tees und teeähnlichen Erzeugnissen auf Schadstoffe betrifft, steht Österreich im Vergleich zu Deutschland gut da. Bei 324 untersuchten Proben aller Tee-Arten waren zwar zwölf Prozent nicht sachgemäß gekennzeichnet, doch weniger als ein Prozent wies eine erhöhte Konzentration an Pflanzenschutzmittelrückständen auf. - Im Gegensatz dazu Deutschland mit knapp sechs Prozent Überschreitungen bei 122 Teeproben. Gruber: "Es zeigt sich auch, dass die Rückstandssituation für einzelne Lebensmittel oft vom Herkunftsland abhängig ist: In China werden generell mehr Pestizide auf den Teeplantagen verspritzt als in anderen Anbaugebieten, wie etwa in Indien".

Probeziehungen

Die Analysen am Institut für Lebensmitteluntersuchung in Innsbruck umfassen die Bereiche Organoleptik (Beschaffenheit, Geruch, Geschmack des Aufgusses), Fremdbesatz (Verunreinigungen wie Steinchen, Schneckenhäuschen usw.), Insekten, Schimmel, den Hygienestatus (Enterobacteriaceae, Schimmelpilze, Escherichia coli, Bacillus Cereus, Salmonellen), Zusammensetzung (mikroskopische Untersuchung-Teeanalyse), Qualität (Asche, Sand, ätherisches Öl), Kontaminanten (Mykotoxine), Rückstände (Pestizide) und die Kennzeichnung.

Die Probenziehung der Tees und teeähnlichen Erzeugnisse erfolgt in Österreich nach einem jährlich festgelegten Probenplan, der gemeinsam mit der Lebensmittelaufsicht der Länder, der AGES und dem Ministerium erstellt wird. "Darüber hinaus gibt es einen mehrjährigen integrierten Kontrollplan, mit dem möglichst alle Warengruppen einer Überprüfung unterzogen werden", berichtet Masselter. Sollte sich im Laufe eines Jahres ein konkreter Verdacht ergeben, dass ein Lebensmittel nicht den gesetzlichen Anforderungen entspricht, werden ganz gezielt sogenannte "Verdachtsproben" von der Lebensmittelaufsicht gezogen.

Tee-Tipps

Was sind die Tee-Tipps der Expertinnen? Sonja Masselter empfiehlt, Tee in geringen Mengen zu kaufen, da er frisch am besten schmeckt. Um Aromaverlust zu vermeiden sollte der Tee luftdicht eingeschweißt und vor Feuchtigkeit und Licht geschützt verpackt sein. Es gelte, das Etikett im Hinblick auf das Mindesthaltbarkeitsdatum und genaue Sachbezeichnungen aufmerksam zu lesen. Und natürlich sollte Tee korrekt gelagert und zubereitet werden. Marlies Gruber ergänzt: "Laut Tests deutscher Verbraucherinstitutionen sind Bio-Tees nur in sehr seltenen Fällen belastet. Auf die 'normalen' Sorten muss jedoch nicht verzichtet werden. Wir empfehlen, zwischen verschiedenen Teesorten abzuwechseln, dadurch lassen sich Risiken durch Schadstoffe in Getränken am besten vermeiden." (tin/derStandard.at/15.12.2010)