
Rund 2.000 historische pharmazeutische Geräte und Objekte umfasst die beeindruckende Pharmaziehistorische Sammlung am Department für Pharmakognosie in Wien. Entstanden 1998, öffnet sie ihre Pforten für Besucher nach vorheriger Vereinbarung.
Die anfänglichen Bestände aus den älteren Zeiten des Instituts und des Inventars der früheren Studienapotheke bekamen bald Zuwachs aus der K.K. Hofapotheke. Viele Objekte stammen noch aus dem 18. Jahrhundert.

Drogensammlung
Die umfangreiche Sammlung pflanzlicher und seltener tierischer Drogen gibt Einblick in die medizinischen Schätze früherer Zeiten und Kulturen. Karl Damian Schroff hat die Drogensammlung 1849 angelegt, als er an der Medizinischen Fakultät mit einer Vorlesung für Pharmakognosie beauftragt wurde.
Antidotakasten
Im 19. Jahrhundert war die Angst vergiftet zu werden scheinbar sehr groß: der gut sortierte Antidotakasten beinhaltet allerlei Fläschchen mit Gegengiften.

Pflanzliche und tierische Drogen
Die ausgestellten Drogen sind keine Drogen im synthetischen Sinne. Getrocknete Pflanzen- oder Tierteile oder ätherische Öle (Arzneidrogen) zählen zu jenen Rohstoffen, die zu medizinischen Mitteln verarbeitet wurden.
Getrocknete spanische Fliegen (Käferart) dienten - und dienen auch heute noch mancherorts - als Aphrodisiakum. Gefährlich, denn die Inhaltsstoffe können den Urogenitaltrakt schädigen.

Verpackungskunst
Die Weißen Fung Pillen waren ein Heilmittel für schwangere und gebärende Frauen im alten Asien. Die Wachskugeln enthielten gepresste Arzneien. Schon damals gab es Beipackzettel und kleine Werbehinweise in den Verpackungen.

Versandfertig
Horn oder Tierhaut dienten als Verpackungsutensilien für das Verschicken der Drogen in ferne Länder. Das Abführmittel Aloe wurde in Affenhaut transportiert. Hochwertiger Tee in Form kleiner Zöpfchen.
Kaiserliche Expedition
Ein Teil der Drogensammlung stammt aus der Zeit der wissenschaftlichen Expedition der kaiserlichen Novara-Fregatte. Sie umsegelte zwischen 1857 und 1859 die Erde und brachte Arzneimittel aus China und Chile mit.

Wundverband
So sahen in früheren Zeiten Pflaster aus.

Behaarte Knolle
Was aussieht wie eine Fledermaus, gehört zu den Rhizomen, das sind unterirdische Pflanzenteile - in diesem Fall behaart. Rhizoma Cibotii galt als Antirheumatikum und Aphrodisiakum.

Bindemittel
Zur Herstellung von Pillen wurde im 19. Jahrhundert unter anderem Tonerde verarbeitet. Auch Harze und Wachs wurden für die Herstellung von Zäpfchen verwendet.

Rot wie Blut
Früher galt die Regel im Sinne der Signaturenlehre des Paracelsus, dass das Äußere einer Droge ein Hinweis auf ihre Wirkungsart ist. So wurde der roten Koralle blutreinigende Wirkung nachgesagt. Die Ingwerknolle galt als Magenmittel.

Getrocknetes Getier
Zerstoßene Asseln galten als entzündungshemmend und hilfreich bei Nieren- und Harnleiden.

Magie aus dem Magen
Die Konkremente aus Ziegenmägen galten ebenfalls als Gegengift. Manchmal wurden die Kügelchen vergoldet - ihnen wurde magische Wirkung zugeschrieben.

Schild als Arznei
Auch dem Panzer von Schildkröten wurde im China des 19. Jahrhunderts heilende Wirkung zugeschrieben.

Der Mensch als Medizin
Mumifizierte Köpfe aus Asien und Ägypten wurden in Pulverform als Arzneimittel verwendet.

Hilfreiche Gerätschaften
Eine Sammlung notwendiger Gerätschaften für die Ärzte im 19. Jahrhundert. Links unten beispielsweise eine Klistierspritze.

Rotierendes Gerät
Eine Zentrifuge, die im chemischen Labor des Institutes benutzt wurde.

Ein Gerät zum Destillieren.

Eine Waage der K.K. Hofapotheke.

Pillenmacher
Mit diesen Utensilien wurden früher Pillen gemacht. Eine schwierige Prozedur, denn nur die Geübten schafften es Kügelchen zu formen.

Das erste österreichische Arzneibuch
Das Arzneibuch aus dem Jahr 1729 war mehr eine Rezeptsammlung.

Aufbewahrung
Zinngefäße dienten zur Aufbewahrung von allerlei Arzneien. Das Gefäß mit der Aufschrift "Axungia Hominis" enthielt eine makabere Substanz: Menschenfett. Es wurde als Basis für Salben und fettreiche Arzneien verwendet.

Schönheit
Schminkutensilien der K.K. Hofapotheke. Damals bekam man neben Arzneien auch Kosmetika oder Lacke in den Apotheken.

Aus einem Guss
Mit diesen Formen aus Eisen wurden Vaginalkugeln aus Wachs oder Stäbchen gegossen.

Aufbewahrung
Gefäße aus Glas zum Aufbewahren von Pulver, Tinkturen und anderen Flüssigkeiten.

Ergänzende Medizin
Homöopathie galt schon in früheren Zeiten als alternative Medizin. Eine homöopthische Hausapotheke mit Globuli.

Samtig verpackt
Chirurgisches Besteck.

Spitze Spritze in einem schönen Etui.

Au Backe!
Zahnärztliche Gerätschaften zogen so manchen wehen Zahn.

Pharmaziehistorische Sammlung
Links
Homepage der Sammlungen der Uni Wien
Öffnungszeiten:
Eine Besichtigung der Sammlung ist nach
vorheriger Terminvereinbarung mit
christa.kletter@univie.ac.at möglich. Eintritt: Fünf Euro.
(Text & Fotos: Marietta Türk, derStandard.at, 11.1.2011)