Reiseschriftsteller ist nicht gleich Reiseschriftsteller: Die einen werden vorwiegend von Adrenalin und Abenteuerlust geleitet, die anderen gehen auf Entdeckungsfahrt, um im Fremden ein besseres Bild von sich - oder uns - selbst zu finden. Allen gemeinsam ist freilich eine geistige Ruhelosigkeit und Aufgeschlossenheit, die Lust auf Orts- wie Gedankenveränderung.

Beim herbstlich-winterlichen Literaturhaus-Schwerpunkt "Reiseschriftsteller" ist dem Salzburger Essayisten und Kulturkritiker Karl-Markus Gauß eine Ausstellung gewidmet. Gauß findet Inspiration und Themen immer wieder auf ausgedehnten Reisen, die ihn bevorzugt an die Ränder Europas, zu ebenso vergessenen wie verfolgten Volksgruppen führen.

In seiner Chronik der Gegenwart Von nah, von fern zitiert er Günther Anders: "Nicht deshalb bricht er auf, weil er ein Ziel vor Augen sieht, sondern weil er keines vor Augen sieht. Aber um eines zu sehen. Nicht deshalb greift er zur Feder, weil er eine Einsicht hat. Sondern weil er keine hat. Aber um eine zu gewinnen." Die Schau bietet einen Überblick über Gauß' Reisebücher: Die sterbenden Europäer, Die Hundeesser von Svinia, Die fröhlichen Untergeher von Roana, Die versprengten Deutschen.

Sie illustriert, wie er seine Eindrücke und Erlebnisse beschreibt, aber auch welche Reisen in andere Sprachen seine Texte machen. Meist wird er auf seinen Streifzügen vom Salzburger Fotografen Kurt Kaindl begleitet.

Dessen Arbeiten runden das Bild ebenso ab wie die Gauß-Porträts von Clemens Andel, Wolfgang Günther, Zygmunt Januszewski, Peter Karlhuber Hermann Kremsmayer und Günther Nussbaumer. (dog/ DER STANDARD, Printausgabe, 16.12.2010)