Wien - Quod erat demonstrandum. Oder so ähnlich. Nur sollte niemand überrascht tun: Dass Wiens Radwege nicht darauf ausgerichtet sind, als Verkehrswege zu dienen, ist keine Überraschung.

Es bedurfte aber der Pensionsreformpläne und der daraus resultierenden Streiks, um das augenscheinlich zu beweisen: Wenn der Radverkehr über vier Prozent - den peinlichen offiziellen Wert - ausmacht, zeigen Wiens Radwege, was sie können: wenig.

"Stau auf Radwegen", titelten die APA - und tatsächlich war Dienstagfrüh auf den stolz "Schlag-" oder "Hauptverkehrsadern" genannten Pfaden kein (sicheres) Fortkommen: Zu voll, zu schmal, zu schlecht gekennzeichnet und oft völlig praxisuntauglich trassiert präsentierten sich die Routen. Und zwar just jenen Stadtbenutzern, die Streik und Sommerwetter zum Experiment Radfahren verleiteten.

Im Schritttempo bewegende Rostmühlen

Und die in Zukunft wohl kaum daran mitwirken werden, Wien wenn schon nicht Amsterdam oder Hamburg, dann doch zumindest München oder Graz radverkehrsanteilmäßig näher zu bringen: Wer vorne von schlingernden, sich im Schritttempo bewegenden Rostmühlen gebremst und hinten von "sportlichen" Bikern gehetzt wird, braucht Platz. Um auszuweichen oder zu überholen.

Doch auf den manchmal nicht einmal einen Meter breiten Wiener Wegen geht das nicht. Und wer sich vor abbiegenden Autos fürchten muss und an "kniffligen" Kreuzungen prinzipiell über vier Ecken statt auf kürzestem Weg geführt wird, wird Radfahren in der Stadt kaum weiterempfehlen. Oder es wieder versuchen. Aber vielleicht ist das ja beabsichtigt: Schließlich kann sich dort, wo keiner Rad fährt, niemand beschweren, dass das Radwegenetz ein Witz ist. Und zwar ein schlechter. (DER STANDARD Printausgabe, 8.5.2003)