Chirurgen können sich bei der Implantation künstlicher Knie- oder Hüftgelenke durch Computernavigation unterstützen lassen. Zu dieser noch recht neuen Methode in der Gelenkschirurgie findet am Mittwoch und Donnerstag in Pörtschach am Wörther See ein internationaler Medizinerkongress statt. Laut Veranstalter Primarius Christian Kukla ist die Methode derzeit noch "heftig in Diskussion", der Kongress soll Aufschlüsse bringen.

Kukla bekannte sich bei einem Pressegespräch am Mittwoch in Pörtschach als Verfechter der neuen Methode: "Ich wende sie im Krankenhaus Friesach seit zwei Jahren an." Mehr als 110 Kniegelenks-Implantationen habe er nach dem neuen Verfahren bereits durchgeführt, der größte Vorteil sei die wesentlich größere Präzision. "Die Position des Knies und der Gelenksmittelpunkte in Hüfte und Sprunggelenk werden vor der Operation ganz exakt vermessen, wir können damit auf einen Zehntelmillimeter genau arbeiten", erklärte Kukla. Auch bei Eingriffen an der Wirbelsäule werde die Computer-Navigation bereits seit mehr als einem Jahr angewendet.

Das 150.000 Euro teure Gerät arbeitet mit drei Infrarotkameras, welche Signale von Impulsgebern empfangen, die oberhalb und unterhalb des Knies sowie in der Hüfte befestigt werden. Die Signale werden vom Computer ausgewertet, der dann die Beinachse und die Spannung der Bänder im Kniegelenk berechnet. Der Vorteil laut Kukla: Der Chirurg sei nicht mehr auf Augenmaß, Erfahrung und Röntgenbilder angewiesen, sondern erhalte genaueste dreidimensionale Informationen über die Lage der Gelenke. Dafür dauert die Operation um etwa 20 Minuten länger als bei der konventionellen Methode.

Mehr als 100 Mediziner aus mehreren europäischen Ländern diskutieren bis Donnerstagabend Vor- und Nachteile der Computernavigation. Im Anschluss daran gibt es am Freitag und Samstag ebenfalls in Pörtschach die Frühjahrstagung der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie. Aktuelles Thema sind laut dem Präsidenten der Gesellschaft, Primarius Nikolaus Schwarz, Innovationen in der Osteosynthesetechnik, also bei Platten, Schrauben und Nägeln, mit denen gebrochene Knochen fixiert werden.

"Wir können heute beim Einsetzen von Metallplatten Schrauben verwenden, die absolut winkelstabil sind", sagte Schwarz. Dadurch säßen die Platten fester und exakter und hätten keinen Bewegungsspielraum. Damit könne die Wiederherstellung des gebrochenen Knochens deutlich verbessert werden. Die "Vision" der Unfallchirurgen, verletzte Gelenke oder Knochen vollkommen wiederherzustellen, bleibe trotz aller Verbesserungen des Materials zumeist Utopie.(APA)