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44 Prozent des jährlich aufgebrachten Spendengeldes stammt von denen, die nur 30 Prozent des Gesamteinkommens besitzen.

Foto: AP/Thomas Kienzle

Doch von der Spendenabsetzbarkeit profitieren nicht alle Organisationen. Für Tiere und Umwelt gibt es keinen Zuwendungsbonus.

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Würde es Weihnachten nicht geben, müssten es die NGOs wohl erfinden. 20 bis 30 Prozent aller Spendengelder fließen in den Monaten November und Dezember, weiß Florian Bittner vom Österreichischen Spendeninstitut. Die Gewinner der besinnlichen Zeit sind vor allem die sozialen Organisationen, Tier- und Umweltschutzvereine profitieren dagegen nicht.

400 Millionen Euro sollen die Österreicher heuer spendieren. Das sind etwa 20 Millionen Euro mehr als im Jahr 2009 (siehe Grafik). Der Grund: die Katastrophen in Haiti und Pakistan.

"Weil mich das Thema wirklich betroffen macht" ist auch der Hauptgrund für eine Spende, sagt Bittner. 79 Prozent der Befragten gaben das in einer Studie an. Weit abgeschlagen liegt mit 17 Prozent die Erwartung, dass man selbst auch einmal von der Hilfe anderer abhängig sein könnte.

Doch wer greift in die Tasche? 66 Prozent der Österreicher waren es im Jahr 2008, damals waren es 67 Euro pro Spender. Im Vorjahr sank die Quote auf 46 Euro, heuer wird sie wieder steigen.

Reiche Spender denken an eigenes Image

Florian Bittner vom Spendeninstitut rechnet auch vor, dass es vor allem die unteren Einkommensschichten sind, die bereit sind, anderen zu helfen. Die untere Einkommenshälfte, die nur 30 Prozent des Gesamteinkommens besitzt, tragen 44 Prozent des Geldes bei. Großinszenierte Charityveranstaltungen der Reichen und Schönen dienen also ganz offenbar mehr dem eigenen Image.

Auffällig ist auch, dass die Spendenbereitschaft von der Größe des Wohnortes abhängt. Je kleiner die Gemeinde, desto freigiebiger sind die Menschen. Das Schlusslicht ist daher logischerweise Wien. Auch der Glaube spielt eine Rolle: Gottesdienstbesucher spenden 2,5-mal mehr als andere.

Eine deutlich geringere Rolle scheint dagegen die Möglichkeit des fiskalischen Vorteils zu spielen. Als im Jahr 2009 die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden ermöglicht wurde, rechnete die Regierung noch mit 100 Millionen Euro in den Steuererklärungen (siehe Artikel unten). Tatsächlich waren es nur 15,2 Millionen Euro. Pro 100-Euro-Spende kommen je nach Steuerklasse zwischen 36,50 und 50 Euro retour.

Mildtätige Zwecke

Die Liste der begünstigten Spendenempfänger enthält Organisationen für "mildtätige Zwecke" sowie für Entwicklungs- und Katastrophenhilfe. Auch Zuwendungen für Forschungsaufgaben und Erwachsenenbildung sind abzugsfähig. Spenden an Museen, an die Nationalbibliothek, ans Bundesdenkmalamt und für den Behindertensport ebenso. Nur für Tiere und die Umwelt gibt es keine Spendenabsetzbarkeit. Was regelmäßig Proteststürme von Organisationen wie Greenpeace oder Vier Pfoten auslöst. Schlüssige Argumente, warum Tier- und Umweltschutz ausgenommen sind, gibt es nicht. Hinter vorgehaltener heißt es aber, dass "linke Chaoten" nicht begünstigt werden sollen. Was aber politisch unkorrekt ist, denn zuletzt setzte sich auch die FPÖ für die Erweiterung der Spendenabsetzbarkeit ein.

Für kleine Vereine gibt es auf dem Weg zur Liste auch finanzielle Hürden: Asyl in Not etwa erfüllt alle Anforderungen und hat auch das Spendengütesiegel. Voraussetzung wäre aber, dass ein Steuerprüfer die letzten fünf Jahre noch einmal prüft. Das Honorar von 6000 Euro wäre aber für den kleinen Verein aus Wien-Währing mit einem jährlichen Spendenaufkommen von rund 30.000 Euro nicht leistbar.(Michael Möseneder/Michael Simoner, DER STANDARD-Printausgabe, 18./19.12.2010)