Innsbruck - Immer schräger wird die Optik rund um die Lebenshilfe Tirol, eine Betreuungseinrichtung für Menschen mit Behinderung. Anfang der Woche hatte der Söldener Publizist Markus Wilhelm auf seiner Homepage dietiwag.com Dokumente aus der Notariatstätigkeit des ehrenamtlichen Präsidenten der Tiroler Lebenshilfe Hans-Peter Zobl veröffentlicht. Wilhelm schreibt, dass Zobl in seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Präsident entgegen seinen eigenen Aussagen sehr wohl Geld genommen hätte.

Wilhelm veröffentlicht auf seiner Website die Kopie einer von Zobls Honorarnoten in der Höhe von 115.000 Euro. Seine Kanzlei habe ihm, Zobl, bei beruflichen Tätigkeiten als Notar für die Lebenshilfe eine Ermäßigung von 50 Prozent gewährt. Unvereinbarkeit sehe er darin keine, meinte Zobl gegenüber der Tiroler Tageszeitung. Irgendwer müsse ja die Verträge machen. Und die Verlassenschaft, um die es auf Wilhelms Homepage geht, habe er selbst erledigt. Es sei ein komplizierter Fall mit 27 Verhandlungen gewesen. In seiner Funktion als Präsident habe er nie Geld erhalten oder verrechnet.

Mittlerweile ermittelt auch die Staatsanwaltschaft wegen Betrugsverdachtes. Der Präsident der Tiroler Lebenshilfe soll mehreren Familien von Menschen mit Behinderung lebenslange Wohnrechte verkauft haben. Diese Leistungen werden allerdings von der öffentlichen Hand garantiert.

Land prüft Vertrag

Auf seiner Homepage beschreibt Wilhelm auch den "Bankrott" der Lebenshilfe Ges.m.b.H. Die Kasse soll mit Spendenkonten der Bezirksstellen des Vereins "aufgefüllt worden sein". Eine ehemalige Funktionärin, die auf Wilhelms Site zitiert wird, soll vom "Löcher stopfen" gesprochen haben. Kritisiert wird auf der Page auch die Übersiedlung der Lebenshilfe vom Außenbezirk Reichenau in die Innenstadt. Diese soll mehr als vier Millionen Euro gekostet haben. Die frühere Lebenshilfe Zentrale dagegen soll immer noch leer stehen.

Konsequenzen aus einem kürzlich erschienen Bericht des Landesrechnungshofes will der zuständige Landesrat Gerhard Reheis (SP) ziehen. Der Vertrag mit der Lebenshilfe werde genauer überprüft und bei Bedarf geändert. Fünf Jahre nach der Vertragsabschluss seien die wesentlichen Inhalte des Papiers noch immer nicht umgesetzt. Sollte der Vertrag nicht erfüllt werden, könnte es bereits 2011 zu einer Kündigung kommen. Der VP-Abgeordnete Jakob Wolf bezeichnet die "Hatz" gegen die Lebenshilfe als "unwürdig". Dies führe zu großer Verunsicherung. (red/ver, DER STANDARD-Printausgabe, 18./19.12.2010)