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Der US-Soldat Mario Lozano tötete den italienischen Agenten.

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Silvio Berlusconi bei der Senatssitzung zum Tod Caliparis am 9.3.2005.

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In diesem Auto starb der italienische Agent.

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Rom - Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi gerät wegen den von der Internetplattform Wikileaks enthüllten Berichten von US-Diplomaten erneut in Verlegenheit. Aus einer von Wikileaks veröffentlichten Depesche des Ex-US-Botschafters in Rom, Mel Sembler, geht hervor, dass ein Bericht der Regierung Berlusconi über den Tod des 2005 im Irak erschossenen italienischen Geheimagenten Nicola Calipari manipuliert worden sei, um weitere Ermittlungen seitens der Justizbehörden und einer parlamentarischen Untersuchungskommission in Italien zu verhindern.

Laut Anklage der italienischen Justiz hatte der US-Soldat Mario Lozano im März 2005 in Bagdad Schüsse auf das Auto abgegeben, in dem Calipari die italienische Journalistin Giuliana Sgrena nach deren Freilassung aus einmonatiger Geiselhaft zum Flughafen begleitete. Die italienischen Ermittler sehen die Ursache für Caliparis Tod im Fehlverhalten eines unerfahrenen und überforderten US-Soldaten.

Soldat freigesprochen

Der US-Soldat hatte sein Verhalten stets damit gerechtfertigt, das Auto mit Sgrena habe sich dem US-Kontrollpunkt zu schnell genähert. Er habe so gehandelt, wie es jeder Soldat getan hätte, der nicht sterben wolle. Auch die US-Behörden halten daran fest, dass Lozano sich den Vorschriften entsprechend verhalten habe. Die US-Armee strengte eine eigene Untersuchung zu dem Fall an, die Lozano von allen Vorwürfen freisprach.

Die Regierung Berlusconi wollte verhindern, dass der Fall Calipari die bilateralen Beziehungen zu Washington beeinträchtige. Daher habe sich die Regierung Berlusconi gegen Versuche seitens der parlamentarischen Kommissionen gewehrt, die Ermittlungen über Caliparis Tod wieder zu öffnen, obwohl die Opposition dies forderte, berichtete Sembler in seiner Depesche. In dem Bericht der Regierung Berlusconi sei Caliparis Tod als Zufall dargestellt worden, um Justizermittlungen zu vermeiden, berichtete Sembler.

Berlusconi unter Druck

Die Regierung von Ministerpräsident Berlusconi ist wegen der von Wikileaks veröffentlichten Depeschen von US-Diplomaten über Italien arg unter Druck geraten. In Berichten von US-Diplomaten wurde der italienische Regierungschef wegen seines ausschweifenden Lebensstils kritisiert. In einem weiteren Dokument wurde der Regierungschef als "physisch und politisch schwach" dargestellt. Seine "Vorliebe für Partys" halte Berlusconi davon ab, genügend Erholung zu bekommen.

In den Berichten von US-Diplomaten wurde Berlusconi auch wegen seiner engen und undurchsichtigen Beziehungen zum russischen Premierminister Wladimir Putin kritisiert. Für einen Eklat sorgten Wikileaks-Enthüllungen, wonach Putin und seine Familie lange Besuche in Berlusconis Sommerresidenz auf Sardinien auf Kosten des italienischen Premierministers verbracht haben. Die oppositionelle Demokratische Partei (PD) in Italien kritisierte, die Enthüllungen demonstrierten das Ausmaß, in dem das Bild des Landes in der Welt durch Berlusconi in Misskredit gebracht worden sei. (APA)