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Die Zahl der Privatpleiten bleibt relativ stabil - die Schuldenlast wächst allerdings deutlich.

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Wien - Die Zahl der Firmenpleiten in Österreich ist heuer entgegen allen Erwartungen im Jahresvergleich deutlich und zwar um 7,8 Prozent auf auf 6.366 Fälle zurückgegangen. Der Zenit wurde vor einem Jahr überschritten, betonte Hans-Georg Kantner am Dienstag bei der Jahrespressekonferenz des Kreditschutzverbandes (KSV) von 1870. Die Privatkonkurse hingegen kletterten leicht um 0,6 Prozent auf 9.064 Fälle an. Die Mega-Pleite der A-Tec/AE&E-Gruppe von Mirko Kovats ließ die Firmen-Verbindlichkeiten um 15 Prozent auf 4,6 Mrd. Euro in die Höhe schnellen.

Insgesamt belaufen sich die Passiva der bisher drei Insolvenzen aus der A-Tec-Gruppe (A-Tec, AE&E Group Holding, AE&E Austria/Raaba) auf 1,2 Mrd. Euro. Ohne A-Tec wären die Passiva heuer um 15 Prozent auf 3,4 Mrd. Euro zurückgegangen, sagte Kantner.

Im Detail wurden heuer von den insgesamt 6.366 Fällen 3.529 Insolvenzen eröffnet, das waren um 5,7 Prozent weniger als vor einem Jahr. Bei den mangels kostendeckenden Vermögens nicht eröffneten Verfahren gab es erfreulicherweise eine Rückgang um 10,2 Prozent auf 2.837 Fälle. Deutlich rückläufig war auch die Zahl der betroffenen Dienstnehmer und zwar um 16 Prozent auf 23.600 Personen nach 28.100 Beschäftigten im Jahr 2009.

Aufgeschlüsselt nach Branchen gab es die meisten Pleiten bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen mit 1.213 Verfahren und 2,02 Mrd. Euro Passiva, gefolgt von der Bauwirtschaft mit 997 Verfahren und 449,2 Mio. Euro Verbindlichkeiten und dem Gastgewerbe mit 951 Fällen (212 Mio. Euro).

Anstieg in Vorarlberg

Regional gingen die Firmenzusammenbrüche bis auf Vorarlberg in allen Bundesländern zurück. Die meisten Pleiten gab es traditionell in Wien (2.028 Fälle) gefolgt von Niederösterreich (926), der Steiermark (819) und Oberösterreich (814).

Die positive Entwicklung sei aber noch keine nachhaltige Trendwende, so Kantner. Es werde noch eine Insolvenzwelle kommen, allerdings "kein Tsunami". Der aktuelle Rückgang sei zwar erfreulich, er komme allerdings von einem sehr hohen Niveau. Für 2011 erwartet Kantner wieder einen Anstieg bei den Firmenzusammenbrüchen und zwar um 3 bis 5 Prozent. Dies habe vor allem damit zu tun, dass die Insolvenzentwicklung der Konjunktur hinterher laufe. Steigende Zinsen bei Konjunkturaufschwung würden vor allem stark fremdfinanzierte Unternehmen treffen.

Bei den auf mehr als 9.000 Fällen stagnierenden Privatkonkursen kletterten die Verbindlichkeiten um 9,1 Prozent auf 1,2 Mrd. Euro. Die durchschnittlichen Schulden betragen pro Kopf 132.000 Euro. Allerdings haben ehemalige Unternehmer im Schnitt 285.000 Euro Schulden und Privatpersonen 53.000 Euro Verbindlichkeiten. Besonders belastend seien dabei die Zinsen und die damit verbundenen Kosten, die sprunghaft ansteigen, so Kantner. Er geht davon aus, dass die Privatkonkurse 2011 um 5 Prozent zulegen werden. Die magische Grenze von 10.000 Fällen werden man jedoch 2011 noch nicht erreichen.

Novelle zum Privatkonkurs

Im 1. Quartal 2011 will das Justizministerium eine Novelle zum Privatkonkurs in Begutachtung schicken. Darin enthalten sein dürften Erleichterungen bei der Restschuldtilgung und eine Verkürzung des Verfahrens.

Das neue Firmen-Sanierungsverfahren, dass seit Juli d. Jahres in Kraft ist, wurde in der Praxis angenommen, sagte Kantner. Die Unternehmen hätten nun die Chance, auch wenn sie die 30-prozentige Mindestquote nicht schaffen, trotzdem ein Sanierungsverfahren durchzuziehen. Im 3. Quartal 2010 wurden 57 Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung angemeldet. Davon blieben 65 Prozent oder 35 Fälle in der Eigenverwaltung, 16 Prozent oder 9 Fälle verloren die Eigenverwaltung und 18 Prozent der Fälle schlitterten in den Konkurs. Als Nachbesserung wünscht sich der KSV eine Verlängerung der 90 Tagesfrist innerhalb der ein Verfahren abgeschlossen sein muss. Vor allem der Fall A-Tec habe gezeigt, dass diese Frist nicht ausreiche, so Kantner. (APA)