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Ein Klassiker: "Im neuen Jahr werde ich mehr Sport betreiben" ...

Foto: AP Photo/Gene J. Puskar

Zürich - Bevor Sie jetzt mit "Oh Gooooott, immer diese saisonbezogenen Meldungen" reagieren, lesen Sie erst mal: Es folgt eine unbequeme Wahrheit. Der innere Schweinehund - im Zuge der Umsetzung von Neujahrsvorsätzen besonders aktuell - lässt sich immer überwinden. Willensstärke verbraucht sich nämlich nicht, wie die Schweizer Motivationspsychologin Veronika Job konstatierte. Die Chancen, erfolgreich zu sein, steigen, wenn wir in ihr eine unversiegbare Quelle sehen.

Die Theorie, dass es sich bei der Selbstkontrolle um eine limitierte Ressource handelt, die sich aufbraucht, dominierte die Forschung zur Selbstkontrolle der letzten fünfzehn Jahre. Experimente hatten gezeigt, dass bei Personen, die aufeinanderfolgende Aufgaben zu lösen hatten, welche Selbstkontrolle erforderten, Leistungseinbußen auftraten. In Alltagsbegriffen ausgedrückt: Nach einem anstrengenden Arbeitstag auf Erholung und Fernsehen zu verzichten, um beispielsweise eine lästige Hausarbeit zu verrichten oder auch eine Sporteinheit einzulegen, ist für viele Menschen besonders schwierig. Tatsächlich aber nicht schwieriger als an einem Tag, an dem man zuvor nichts zu tun hatte.

Zusammen mit Kollegen der Stanford University konnte Job zeigen, dass es eine entscheidende Rolle spielt, was Menschen über Willenskraft denken: Menschen, die glauben, dass Willenskraft eine limitierte Ressource ist, haben bei kontinuierlicher Beanspruchung auch tatsächlich Schwierigkeiten. Personen hingegen, die davon überzeugt sind, dass Willenskraft unlimitiert verfügbar ist, können sich auch bei wiederholter Beanspruchung gut selbst kontrollieren. Diesen Einfluss des Denkens auf die Fähigkeit zur Selbstkontrolle zeigte unter anderem eine Reihe von drei Experimenten.

Experimente ...

In einem ersten Experiment wurde mittels Fragebogen erhoben, wie die Teilnehmer über Willenskraft denken. Sie gaben an, ob sie Aussagen zustimmten wie: "Nach einer anstrengenden mentalen Tätigkeit ist meine Energie erschöpft und ich muss mich erholen, um sie wieder aufzutanken." Anschließend hatten sie eine Reihe von Aufgaben zu lösen, die Selbstkontrolle erforderten. Unter anderem mussten sie in einem Text den Buchstaben "e" durchstreichen oder die Farbe von Wörtern benennen, wobei die Bedeutung des Wortes häufig nicht mit der Farbe der Schrift übereinstimmte (z.B. war das Wort "rot" in grüner Farbe geschrieben).

Das Experiment zeigte, dass in den jeweiligen Folgeaufgaben ausschließlich jene Personen schlechter abschnitten, die glaubten, dass Willenskraft durch ihren Einsatz verbraucht wird. Personen hingegen, die davon überzeugt waren, dass Willenskraft nicht verbraucht wird, zeigten keine Leistungseinbußen.

In zwei weiteren Experimenten wurde diese Versuchsanordnung wiederholt, mit dem Unterschied, dass den Teilnehmenden eine der beiden Sichtweisen suggeriert wurde. Hierzu wurden Fragebogen konstruiert, die eine der zwei Grundhaltungen (Willenskraft ist limitiert versus nicht limitiert) stark hervorhoben und eine Zustimmung nahelegten. Auch hier zeigte sich, dass bei den aufeinanderfolgenden Selbstkontrollaufgaben nur jene Personen schlechtere Leistungen erbrachten, die dahingehend beeinflusst wurden, zu glauben, dass Willenskraft eine limitierte Ressource sei.

... und der daraus gezogene Schluss

"Die Ergebnisse dieser Studie", resümiert Job, "sind besonders wichtig für Menschen, die mit vielen Ansprüchen an Selbstkontrolle konfrontiert sind. Menschen etwa, die ihren Lebenswandel durch Sport oder Diät nachhaltig verändern möchten, oder Menschen, die während bestimmter Phasen an ihrem Arbeitsplatz viel Konzentration und Ausdauer benötigen. In diesen Situationen kann es wichtig sein zu wissen, dass Selbstkontrolle viel weniger limitiert ist, als dies bisher angenommen wurde." (red)