Karlsruhe - In Stadtgebieten liegt die Durchschnittstemperatur höher als im Umland, sie bilden regelrechte "Wärmeinseln". Dieser Effekt ist seit langem wohlbekannt - aber möglicherweise lässt er sich auch nutzen. Forscher am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) haben zusammen mit Kollegen aus der Schweiz und Kanada die doch so naheliegende Energieressource näher unter die Lupe genommen. Ihr Resümee vorneweg: Unter unseren Städten schlummern enorme Heizquellen.

Der Wärmeinseleffekt wirkt nämlich nicht nur an und über der Oberfläche von urbanen Ballungsräumen, sondern auch darunter - das Grundwasser ist wärmer. "Diese erwärmten Grundwasserschichten bieten genug Energie, um einen ganz erheblichen Teil des Heizbedarfs ganzer Städte zu decken", erklärt KIT-Forscher Philipp Blum. Messungen der Wissenschafter in Köln sowie im kanadischen Winnipeg ergaben im Vergleich zum ländlichen Umland eine Erhöhung der Grundwassertemperaturen um bis zu fünf Grad. Diese Energie ließe sich beispielsweise mithilfe von Erdwärmepumpen effizient zum Heizen im Winter und zum Kühlen im Sommer nutzen. Würde in Köln das Wasser in einer rund 20 Meter dicken Schicht im Untergrund angezapft und um nur zwei Grad abgekühlt, ließe sich damit der jährliche Heizbedarf sämtlicher Wohngebäude in der Stadt für mindestens zweieinhalb bis maximal 20 Jahre decken, wie die Forscher errechneten. In Megastädten wie Shanghai und Tokio könnte das Grundwasser sogar Heizwärme für mehrere Jahrzehnte liefern.

Die Forscher gehen davon aus, dass die Grundwassertemperaturen mit fortschreitender Urbanisierung weiter ansteigen werden. Die Nutzung dieses geothermischen Potenzials würde nicht nur dazu beitragen, den wachsenden Energiebedarf zu decken, sondern auch den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren. (red)