Hans Dichand muss nicht mehr mitansehen, wie seine Krone erstmals seit Jahrzehnten nicht mehr auf Rang eins der Wiener Reichweitencharts steht. 2011 dürfte die Media-Analyse Heute eine nummerisch höhere Reichweite ausweisen. Noch liegt der Abstand innerhalb der Schwankungsbreite. Und Heute wird von Eva Dichand geführt, der Frau des Krone-Chefredakteurs, Herausgebers und Mitbesitzers Christoph Dichand, seit dessen Vater Hans im Juni 2010 starb. Doch für den Riesen ist Rang zwei in Wien ein Alarmsignal.
In ungebrochenem Optimismus für sein Österreich sieht Wolfgang Fellner die Krone Ende 2011 gar auf Rang drei. Dem Journalist sagte Fellner auch, dass seine Zeitung "Kopf an Kopf" mit Heute "liegt" . Eva Dichand verweist auf ihren klaren Vorsprung laut Media-Analyse und Auflagenkontrolle 2010 und will "gleich wieder klagen" .
Handlungsbedarf sieht man offenbar bei der in die Jahre gekommenen Krone. Nach Infos des Standard gab es Kontakte mit Stardesigner Mario Garcia.
Wirtschaftlich setzt die Krone auf Kontinuität: Geschäftsführer Wolfgang Altermann (68), der bei der Krone bleiben wollte, solange Hans Dichand dort am Ruder ist, habe seinen Vertrag bis 2014 verlängert, meldet der Extradienst. Altermann war nicht erreichbar.
Jobperspektiven
Das könnte die Jobperspektiven eines der Abgänger des Medienjahres 2010 schmälern: Oliver Voigt, dessen Job als Boss der Verlagsgruppe News der Hamburger Matthias Schönwandt mit 1. Februar offiziell übernimmt. Die Gesellschafter von Krone und Kurier, Familie Dichand, WAZund Raiffeisen, haben sich für einen Mediaprint-Alleingeschäftsführer ausgesprochen. Sie ist der Verlag beider Zeitungen. Voigt gilt als Kandidat, er soll aber weitreichende Kompetenzen fordern, etwa Einfluss auf die Blattumfänge von Krone und Kurier. Mit dem gewichtigen Krone-Geschäftsführer Altermann eher schwierig.
Die Mediaprint umzubauen drängt nicht mehr ganz so wie 2009, als der Zeitungsriese bei 464 Millionen Euro Umsatz nur noch 734.000 Euro Jahresüberschuss auswies. Etwa so viel Gewinn garantierten die Verträge Hans Dichand pro Monat. Die WAZ haftet für die Garantiegewinne der Dichands, wenn die Ergebnisse nicht ausreichen. Nun erwartet die Mediaprint aber wieder zweistellige Millionenerträge wie die mehr als 30 Millionen bis 2006.
2011 steht eine Entscheidung in einem der jahrelangen Streitpunkte der Krone-Gesellschafter an:Noch Hans Dichand hat ein Schiedsgericht angerufen, um seine Vereinbarung mit der WAZ aufzuheben, dass sie einen Krone-Chefredakteur nominieren kann. Den deutschen Medienkonzern könnte ein Finanz-Geschäftsführer für die Krone mehr interessieren. Einigen sie sich nicht, dürften die Schiedsrichter 2011 in Sachen Chefredakteur entscheiden; vielleicht auch, ob Christoph Dichand den Job des Krone-Herausgebers zu Recht übernommen hat.
Szenarien für einen Verkauf der WAZ-Anteile an Krone (mit starkem Interesse der SPÖ) und Kurier (die Styria will) dürften die Branche auch 2011 beschäftigen. Auch wenn die WAZ2010 ihre Bereitschaft vorerst für beendet erklärt.
Professor Pirker
Die WAZ wird als potenzieller Arbeitgeber des nächsten Director's Cut (© APA) 2010 gehandelt:Horst Pirker, der im Clinch mit dem Aufsichtsrat den Vorstandsvorsitz der Styria (Kleine Zeitung, Die Presse) hinschmiss. Beratungsjobs dürften ihn nicht ausfüllen. Ebenso wenigdie Teilzeit-Professur ab März an der Grazer Uni über "angewandte Unternehmensführung" . Pirker sagte, er wolle unternehmerisch tätig werden. Womöglich die Presse übernehmen? "Überhaupt nichts dran" , verneint er. Bewegung kommt auch so 2011 in die Presse: Das Wirtschaftsblatt übersiedelt zu ihr, Mutter Styria sucht Synergien zwischen ihnen.
Österreichs größtes Medienunternehmen erhält 2011 eine neue Führung - die SPÖ beteuert, Alexander Wrabetz bleibe General. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 24./25./26.12.2010)