Bagdad - Die Lage im Irak, wo man auf die Ankunft des am Dienstag von US-Präsident George Bush ernannten Chefs der Zivilverwaltung, Paul Bremer, wartet, bleibt weiter instabil. Bei Kämpfen zwischen Kurden und Arabern nördlich von Bagdad sind mindestens drei Menschen getötet worden. Bei den seit drei Tagen andauernden Auseinandersetzungen zwischen den beiden Volksgruppen in Khalis unweit von Bakuba, rund 40 Kilometer nördlich der irakischen Hauptstadt, gebe es noch "viele weitere" Tote, sagte ein Arzt eines örtlichen Krankenhauses. Die lokalen Polizisten seien nicht mehr im Dienst, weil sie seit Wochen nicht mehr entlohnt würden.

Im Nordirak kommt es seit Wochen zu Vertreibungen arabischer Familien durch zurückkehrende Kurden, die unter dem früheren Baath-Regime zwangsumgesiedelt worden waren.

Für die nördliche Provinz Salaheddin haben die US-Truppen indes einen Gouverneur ernannt. Die Ernennung von Hussein al-Jabburi ist nach Militärangaben das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen der US-Armee, der FIF-Miliz (Free Iraq Forces) und örtlichen Sicherheitskräften. Die FIF besteht aus von den USA trainierten Exilirakern und steht in Verbindung zum "Irakischen Nationalkongress" (INC) des Ahmed Chalabi.

Weniger Glück mit der Installierung einer lokalen Verwaltung hatten die USA in Kerbala im Süden. Aus Protest gegen ihren Ausschluss von der Macht haben rund 50 Anhänger des entmachteten irakischen Präsidenten Saddam Hussein am Mittwoch das Rathaus gestürmt und kurzfristig besetzt.

Am Mittwoch nahmen die US-Truppen ein weiteres von ihnen gesuchtes Mitglied der gestürzten irakischen Führung fest. Soldaten hätten den früheren Provinzchef der Baath-Partei in al-Kut, Ghazi Hammud al-Adib al-Ubaidi, gestellt, teilte das US-Zentralkommando mit. Er steht auf der US-Liste der 55 meistgesuchten irakischen Persönlichkeiten an 32. Stelle.(AFP, AP, Reuters/DER STANDARD, Printausgabe, 8.5.2003)