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Zugegeben, auf diesem Foto sieht er eher nach Cher mit leichtem Winnetou-Einschlag aus, doch handelt es sich um Kampfsportler Alex Reid; inzwischen auch bekannt als "der Mann, der sein Sperma spart". Die exzentrische Kostümierung hatte ihren Grund in einem PR-Auftritt anlässlich einer Romanpräsentation seiner umtriebigen Ehefrau Katie Price.

Foto: AP Photo/Joel Ryan

London - "Sense About Science" (SAS) ist der Name einer vor acht Jahren gegründeten britischen Wohlfahrtseinrichtung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das öffentliche Verständnis von Wissenschaft zu erhöhen. Und einmal im Jahr veröffentlicht SAS auch eine Liste mit Gesundheitstipps der nicht so sinnvollen Art, die von Prominenten stammen. SAS hofft damit einerseits Schauspieler, Pop-Stars und andere Berühmtheiten in sanfter Weise auf die Sinnlosigkeit ihres Tuns hinzuweisen - und zugleich die Leser und Seher von Promiklatsch-Formaten von der Nachahmung abzuhalten.

Irrwege zum Idealgewicht

Diät-Tipps sind hier natürlich ein besonders häufig vorkommendes Thema. Supermodel Naomi Campbell beispielsweise hatte in der Talk-Show von Oprah Winfrey erklärt, sie habe sich wochenlang einer speziellen Diät aus Ahornsirup, Zitronen und Pfeffer unterzogen, um "ihren Körper zu reinigen" - das Schauspielerpaar Ashton Kutcher und Demi Moore soll dasselbe Programm absolviert haben. Der Körper reinigt sich selbst - Diäten haben darauf wenig Einfluss, hält SAS entgegen. Diätexpertin Anna Raymond setzt noch eins drauf: "Im Grunde ist es kein Reinigen des Körpers, sondern ein Aushungern". Mit potenziell schädlichen Folgen, wenn man die Diät übertreibt. 

Und noch einer Mode-Diät wird eine Absage erteilt: Die Blutgruppe beeinflusst die Verdauung nicht. "Maßgeschneiderte" Diäten, wie sie beispielsweise die Pop-Stars Cheryl Cole und Cliff Richard unternahmen, bringen laut SAS nichts.

Kohle, Holographie und Eigensperma

Sarah Harding von der Casting-Band Girls Aloud streut sich gerne Holzkohle übers Essen - diese absorbiere Giftstoffe und beeinträchtige nicht den Geschmack. SAS ließ darauf Ärzte antworten: In Gasmasken und Abwasserfiltern sei diese Absorptionseigenschaft gut verwendbar, der menschliche Körper sei darauf jedoch nicht angewiesen. Immerhin ein Lichtblick für Harding: Möglicherweise würde ihre Spezialwürze übelriechenden Fürzen vorbeugen, räumt ein Arzt ein.

Wenig Freude mit der SAS-Liste dürften die Hersteller des modischen "Power Balance"-Armbands haben, das unter anderem bereits Robert de Niro, David Beckham und Formel 1-Rennfahrer Rubens Barrichello getragen haben. Mit "holographischer Technologie" soll es das körpereigene Energiefeld stimulieren - höchstens ein Placebo-Effekt, kontert SAS. Auch dass Basketballer Shaquille O'Neal eine lange Siegesserie seines Teams mit dem Tragen des Armbands in Zusammenhang brachte, überzeugt sie nicht. Statistiker Michael Blastland erinnert daran, dass im abergläubischen Sportbereich auch das Tragen ungleicher Socken und ähnliche Rituale bemüht werden: "Es ist einfach Zufall."

Den vielleicht abseitigsten Tipp des Jahres hatte Schaukämpfer Alex Reid, Ehemann von Model Katie Price, einer verdutzten Öffentlichkeit erklärt: Wenn er sich auf einen Kampf vorbereite, habe er Sex, ohne zu ejakulieren. So könne er das Material mitsamt seinem hohen Nährwert "reabsorbieren", was ihn raaaaahh mache. Fortpflanzungsmediziner John Aplin dazu: Abgesehen vom geringen Nährwert einer Ladung Sperma können die Samenzellen, nachdem sie fertig ausgebildet sind, nicht mehr absorbiert werden und sterben nach einigen Tagen ab.

Nüchterne Wahrheiten

Um den wildesten Gesundheits- und Fitnesstipps etwas entgegenzuhalten, stellte SAS abschließend noch eine Art Leitfaden zusammen: 1) Nichts ist "chemiefrei" (dies in Antwort auf die Kritik von Model Gisele Bündchen an Müttern, die ihre Kinder nicht stillen, sondern ihnen "chemische Nahrung" geben). Alles besteht aus chemischen Verbindungen, es kommt nur darauf an, aus welchen. 2) "Entgiftung" ist ein Marketing-Mythos; unser Körper tut dies auch ohne kostspielige "Detox-Diäten". 3) Körperfunktionen können nicht "geboostet" werden. 4) Energie und Fitness kommen ausschließlich aus zwei Quellen: Nahrung und Bewegung - Abkürzungen (etwa "holographischer" oder magnetischer Art) existieren nicht. (red)