Sanfte, breite Pisten mit Blick auf das prachtvolle Bergpanorama von Tauern und Dolomiten bietet das Skizentrum Hochpustertal.  

Foto: www.hochpustertal-ski.at

Man muss nicht im Sporthotel Sillian wohnen, um auf dem Thurntaler Ski zu fahren. In Sillian, dem Hauptort des Osttiroler Hochpustertals, und im angrenzenden Villgratental gibt es zahlreiche Gasthöfe, Pensionen und Privatzimmer, die per Bus mit dem Skigebiet verbunden sind.

Aber wer es sich leisten kann und will, dem bietet das Hotel direkt an der Talstation - das größte in der Region - ein besonderes Urlaubserlebnis: mit geräumigen Zimmern, einer ausgezeichneten Küche, durchgehender Kinderbetreuung und einem beeindruckenden Wellnessbereich mit Blocksauna, wo Saunameister Anton mit seinen Aufgüssen die Gäste wirklich zum Schwitzen bringt.

Vor allem Familien mit kleineren Kindern zieht es an diesen abgelegenen Ort. Denn der Thurntaler ist ein typisches Familienskigebiet - eine Seilbahn und drei Sessellifte (einer davon gerade erst eingeweiht), die von sanften, breiten und oft leeren Pisten oberhalb der Baumgrenze umrahmt werden. Die beiden Talabfahrten nach Sillian und Außervillgraten lassen auch bessere Skifahrer auf ihre Rechnung kommen, doch nach zwei Tagen sind für Könner die Möglichkeiten auf dem Sonnenberg am Rande der Lienzer Dolomiten erschöpft.

Am besten mit Tourenskiern

Im kommenden Jahr ist die Erschließung des nächsten Gipfels, des Hochrasts, mit zwei Sesselliften geplant. Das würde neben mehreren hochgelegenen Pisten auch weitere Freeride-Abfahrten erschließen. Aber wer auf dem Thurntaler auf 2400 Meter Seehöhe steht und die Berge rundherum betrachtet, der weiß, dass man hier eigentlich Tourenski benötigt, um die volle Schönheit dieser Region zu erforschen. Denn trotz des regen Liftausbaus der vergangenen Jahre bleibt Osttirol skifahrerisches Entwicklungsland - zum Glück, würden viele sagen, die die mit Liftstützen und Pisten durchfurchten Berge Nordtirols gerne den Rücken kehren.

Wenn Osttirol heute kein reiner Geheimtipp mehr ist und wachsende Gästezahlen vorweisen kann, dann liegt das vor allem an der Zillertaler Schultz-Gruppe, der neben dem Sporthotel und den Bergbahnen auf dem Thurntaler auch die Skilifte in Matrei/Kals gehören. Und vor wenigen Monaten hat die Gruppe auch die insolvente Brunnalm-Bahn in St. Jakob im Defreggental übernommen und gleich zu investieren begonnen. Ein moderner Sportshop in der Talstation zeugt davon. Für St. Jakob, einer der idyllischsten Dörfer der Ostalpen, bieten sich nun neue Chancen.

Ein Skipass verbindet diese Gebiete, die beiden Skiberge in Lienz sowie den Mölltaler Gletscher und den Ankogel im benachbarten Kärnten. Mit 177 Euro für eine Sechstageskarte ist der Osttiroler „Ski Hit" zwar nicht ganz billig, dafür zahlen Jugendliche bis 18 Jahre nur den Kindertarif.

Südtiroler Sturköpfe

Doch in Sillian nutzen nur wenige Gäste die anderen Skigebiete, schließlich dauert die Autofahrt bis zu einer Stunde. Und ein Tarifverbund mit dem nahegelegenen Helm in Innichen/Sexten scheitert seit 15 Jahren an der Sturheit der Südtiroler, erzählt der Sillianer Hotel- und Bergbahndirektor Ulli Waldner. Auch wenn man für die Helm-Tageskarte extra bezahlen muss, zahlt sich ein Abstecher über die Grenze aus.

Und ebenso sollte man zumindest einmal nach Matrei fahren, das vor zwei Jahren mit dem verschlafenen Kals zum „Großglockner Resort" zusammengeschlossen wurde. An der Bergstation vom Goldried ist eine supermoderne Kinderskischule entstanden; auf der Rückseite sind die steilen, meist schattigen Abfahrten vom Blauspitz hinab nach Kals ein Traum für Wedler und Carver.

Und oben auf dem Cimaross, wo die beiden Skigebiete zusammenstoßen, bietet die neu errichtete Adlerlounge nicht nur einen Panoramablick auf Großglockner und dutzende weitere 3000er, sondern auch ein Restaurant, das die von Gault-Millau mit der höchsten Haube der Alpen ausgezeichnet wurde - und nicht mehr als gewöhnliche Skihütten kostet.

Selbst dort, wo ständiges Treiben herrscht und Stahl und Glas dominieren, bleibt die Atmosphäre typisch osttirolerisch - ruhiger, ursprünglicher und entspannter als in den Skizentren nördlich des Alpenhauptkamms. (Eric Frey/DER STANDARD/Printausgabe/31.12.2010/1./2.1.2011)