Budapest - Die ungarische Medienbehörde NMHH ermittelt gegen den Budapester Privatsender Tilos Rádió, weil dieser ein Video des angeblich jugendgefährdenden Songs It's on des US-Rappers Ice-T sendete. Seit 1. Jänner gilt in Ungarn ein restriktives Mediengesetz. Alle ungarischen Oppositionsparteien wollen beim Verfassungsgericht dagegen klagen. Europaweit gab es diesbezüglich Proteste, auch Österreichs Staatssekretär Josef Ostermayer mahnte, wie berichtet, die Prüfung durch die EU-Kommission ein.

Die Oppositionspartei MSZP fragte in einem offenen Brief an die NMHH, ob die Behörde die von ihr veröffentlichte Übersetzung des Rap-Textes ins Ungarische selbst finanziert habe und ob die ungarische Textversion als "amtliche" Übersetzung zu betrachten sei. Sollte die NMHH eine fremde Übersetzung veröffentlicht haben, würde dies urheberrechtliche Probleme aufwerfen, schrieb die MSZP weiter.

Nach dem Samstag in Kraft getretenen Mediengesetz kontrolliert die NMHH alle ungarischen Medien, darunter auch den Inhalt ihrer Botschaften. Bei Verstößen gegen vage Vorschriften im Mediengesetz drohen hohe Geldstrafen, die für manche Medien den Ruin bedeuten könnten. Die NMHH wird von der rechtskonservativen Regierung kontrolliert. Tilos Rádió machte geltend, dass die Ungarn den US-amerikanischen Slang im Song ohnehin nicht verstünden, so dass eine jugendgefährdende Wirkung nicht zu befürchten sei.

Ice-T reagierte per Twitter. "Die Welt hat immer noch Angst vor mir", schrieb er ironisch. (dpa/ DER STANDARD, Printausgabe, 3.1.2011)