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ORF-Chef Wrabetz.

Foto: APA/Neubauer

Das Jahr "2010 war eines erfolgreichsten in der Geschichte des Unternehmens", richtet ORF-General Alexander Wrabetz seinen Mitarbeitern in einem Silvester-Mailing aus. Man habe dem Publikum "mehr geboten als je zuvor". Solche Worte können nur Stachel im Fleisch gelernter Österreicher sein, die tiefe Hassliebe mit ihrer Medienanstalt verbindet. - Verbinden muss, nachdem der ORF mit "lediglich 2,5 Prozent die niedrigste Schwarzseherquote Europas" aufweist. Immerhin "ermöglicht die positive Entwicklung der Gebühreneinnahmen die Finanzierung unseres umfassenden öffentlich-rechtlichen Auftrages".

Und die Wollmilchsau des Bildungsfernsehens legt auch Eier: Wrabetz spricht von einer "verbesserten Einnahmensituation" trotz geringeren Personalstands, mehr Werbeeinnahmen und gestiegener Marktanteile. Besonders absurd mutet das Lob der stark politikbeeinflussten Regionalsendungen an: "Bundesland heute hat sich auch im Jahr 2010 als wichtige und meistgesehene tägliche Sendung beim Publikum hervorragend behauptet." Der ORF ist also in allen Bereichen super.

Wenn man es allen recht machen will, bringt man aber vielleicht auch alle gegen sich auf. Solange es noch irgendwie geht, wird der ORF nicht akzeptieren, dass eine alles abdeckende Full-Service-Sendeanstalt mit Bildungsauftrag ein unzeitgemäßes Modell ist. Ein Modell, das ohnehin nur am kleinen österreichischen Markt mit seinen eigenen Regeln funktionieren kann und es selbst hier immer schwerer haben wird. Vorbote der neuen Zeit mag das Versagen einer der größten Neuerungen von 2010 sein, die in Wrabetz' Mail unerwähnt bleibt: Dominic Heinzls Boulevard "Chili". (Alois Pumhösel/DER STANDARD; Printausgabe, 3.1.2011)