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Jerry Brown (72) ist der neue Gouverneur von Kalifornien.
Im Jahr 1982, Arnold Schwarzenegger hackte sich eben als Conan der Barbar im gleichnamigen "Low-Fantasy"-Spielfilmgemetzel seinen Weg zum Weltruhm frei, stand Jerry Brown kurz vor dem Ende seiner ersten politischen Karriere. Acht Jahre lang war er damals schon kalifornischer Gouverneur, 1974 wurde er als Nachfolger von Ronald Reagan mit 36 Jahren als jüngster Politiker von jeher in dieses Amt gewählt. Nun setzt sich Brown (72) als Nachfolger Schwarzeneggers wieder auf den Chefsessel in Sacramento - diesmal als ältester Gouverneur, den Kalifornien je hatte.
Es ist ein neuer Höhepunkt der schillernden Karriere eines ebenso unorthodoxen wie vielschichtigen Typen: Brown, selbst Sohn eines kalifornischen Gouverneurs und mit irisch-deutschen Wurzeln ausgestattet, wollte eigentlich Priester werden. In einem Jesuitenkolleg war er bereits auf dem besten Weg dazu, ehe er sich eines Besseren besann und die Seminarruhe mit der hitzigen Atmosphäre auf dem Campus der University of California in Berkeley in den beginnenden 1960er Jahren tauschte.
Von dort ging er zum Jus-Studium nach Yale, heuerte in der besten Anwaltskanzlei von Los Angeles an und warf sich schließlich im Getümmel der Debatten um den Vietnamkrieg Anfang der 1970er-Jahre in die kalifornische Politik - zuerst als Leiter der obersten Wahlbehörde, dann als Gouverneur.
In seinen Jahren in Sacramento machte sich Brown einen Namen als Fiskalkonservativer, Umweltbewegter und Gegner der Todesstrafe. Er dachte auch über ein eigenes kalifornisches Raumfahrtprogramm nach, was ihm den Spitznamen "Gouverneur Mondschein" eintrug. Legendär war auch seine persönliche Sparsamkeit. Statt in die eben fertiggebaute Gouverneursvilla zu ziehen, mietete er sich ein Zwei-Zimmer-Apartment in Sacramento. Die Staatslimousinen ließ er stehen und fuhr stattdessen einen Plymouth Satellite.
Drei Bewerbungen um eine Präsidentschaftskandidatur der Demokraten (1976, 1980 und 1992) scheiterten. Der Politik blieb Brown dennoch treu. Als Bürgermeister von Oakland und zuletzt als gewählter Generalstaatsanwalt des Bundesstaates. In seiner Siegesrede nach der Wahl im November kam wieder der Jesuit durch: "Mich treibt immer noch der missionarische Eifer, die Welt zu verbessern!"
Brown, lange Zeit ein erfolgreicher Womanizer, hat 2005 seine Langzeitverlobte, die Spitzenmanagerin Anne Gust, geheiratet. (Christoph Prantner, STANDARD-Printausgabe, 04.01.2011)