Belgrad - Belgrad ist nach den Worten des serbischen Präsidenten Boris Tadic zum "flexiblen Dialog" mit dem Kosovo bereit. Serbien strebe nicht an, zur politischen Situation im Kosovo vor dem Jahr 1999 (das Jahr des Kosovo-Krieges, Anm.) zurückzukehren. Dies wäre unrealistisch, sagte Tadic am heutigen Dienstag gegenüber der staatlichen Presseagentur Tanjug. Wann genau die seit September erwarteten Gespräche zwischen Serbien und dem Kosovo beginnen könnten, konnte Tadic allerdings nicht sagen. Der serbische Präsident stellte fest, dass der Bericht des Europarats zum Organhandel die Regierungsbildung im Kosovo nach der Parlamentswahl am 12. Dezember erschwert habe.

Zum anstehenden Dialog meinte er, dass dieser "keineswegs kurz sein und eine festgesetzte Zeit beanspruchen wird". Tadic stellte gleichzeitig fest, dass die "Zeit des falschen und unproduktiven Patriotismus" vorbei sei. Er meinte auch, dass das Gespräch das einzige Mittel für Serbien sei, seine legitimen Rechte umzusetzen. Im entgegengesetzten Fall werde es einen "eingefrorenen Konflikt" geben, warnte der serbische Präsident.

Der derzeitige Premier und Chef der Demokratischen Partei (PDK), Hashim Thaci, ist bemüht, eine neue Koalitionsregierung auf die Beine zu stellen. Die PDK hatte sich im Dezember rund 33 Prozent der Stimmen gesichert, wobei noch in 21 Wahllokalen das Votum wegen schwerer Unregelmäßigkeiten am 9. Jänner wiederholt werden muss. Thacis Partei ist auf die Bildung einer Koalitionsregierung angewiesen. Thaci ist einerseits wegen der Wahlunregelmäßigkeitsvorwürfe unter Druck, andererseits wurde er in einem Mitte Dezember 2010 veröffentlichten Bericht des Europarat-Sonderberichterstatters Dick Marty als Chef einer kriminellen Gruppe identifiziert, die nach dem Kosovo-Krieg in Organhandel verwickelt gewesen sei.

Die Gespräche zwischen Belgrad und Prishtina müssten ihren Lauf nehmen und nicht vom Namen der Persönlichkeiten an der Spitze der kosovarischen Institutionen abhängig sein, meinte Tadic gegenüber der Tageszeitung "Blic" (Dienstag-Ausgabe). (APA)