Wien - "Dioxin in deutschen Eiern ist ein Dauerbrenner", seufzt Toni Hubmann. Immer wieder erschüttere dort ein Skandal die Branche, der große Handelsketten dazu veranlasste, einzelne Lieferanten aus ihren Regalen zu verbannen, erzählt der Steirer, der mit seinen Freilandhendln den Markt in Ös- terreich anführt. Richtig schlüssig erklären hätten es ihm Deutschen nie können, wie diese ganze Chemie in ihre Hühner komme. Es liege wohl primär am Futter, in das manch Erzeuger altes Öl entsorge.

Der Skandal um dioxinbelastete Lebensmittel zieht in Deutschland weite Kreise. Rund um Weihnachten stellten die Behörden die krebserregende Substanz einmal mehr zu stark überhöhten Werten in Geflügel und Eiern fest.

Nachdem 14 Betriebe in Nordrhein-Westfalen gesperrt wurden, schließt jetzt Niedersachsen vorsorglich tausend Bauernhöfe. Sie sollen Futter von Produzenten bezogen haben, die mit Dioxin belastete mechanische Fette verarbeiteten. Die Eier der betroffenen Unternehmen sollen wochenlang ungeprüft in den deutschen Handel gelangt sein. Die Grünen sprechen von einem bundesweiten Lebensmittelskandal. Die Justiz ermittelt. Österreich sieht sich nach bisherigem Wissensstand nicht davon betroffen: Es gebe keine entsprechenden Meldungen des europäischen Schnellwarnsystems, beruhigt die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit. Auch der Agrarmarkt Austria und den Grünen ist dazu nichts bekannt.

Rupert Bauinger, Chef des Ennser Futtermittelerzeugers Fixkraft, verweist auf engmaschige Überwachungssystemen. Die Ages ha- be zuletzt über 2000 Proben in den Futterwerken und tausend bei den Bauern genommen. Dazu komme Rohstoffmonitoring der Betriebe.

Seit Oktober bestehen österreichische Handelsketten geschlossen auf Eier aus gentechnikfreier Fütterung, erzählt Michael Wurzer von der Arbeitsgemeinschaft der Geflügelwirtschaft - das habe die Kontrollen weiter verschärft.

Preise für Futtermittel machen bis zu 70 Prozent der Eierkosten aus. Diese sind in Deutschland billiger als in Österreich, auch wegen der günstigeren Futterimporte aus Osteuropa, meinen Experten, das mitunter in überalterten Anlagen mit verschmutztem Treibstoff getrocknet werde. (vk/DER STANDARD, Printausgabe, 4.1.2011)