
Die Architektur der neuen Toiletten am Salzburger Busterminal-Süd darf zweifelsfrei als eher schlicht bezeichnet werden. Die Baukosten hingegen kletterten in ungeahnte Höhen.
Salzburg - Ein geducktes Gebäude, am Rand des Flachdachs mit einer dunkelorangen Zierleiste versehen, eine Retro-Formensprache, die an die Verwertung diverser Fertigteile aus DDR-Restbeständen denken lässt - mit diesem Bild begrüßt die Stadt Salzburg seit 25. November vergangenen Jahres ihre am neuen Busterminal im Stadtteil Nonntal ankommenden Gäste.
Für viele Busreisende ist das Hüttl aber so oder so heiß ersehntes Ziel nach einer langen Busreise: Es bietet Wartenden unter seinem Vordach nicht nur notdürftigen Schutz vor Wind und Wetter, sondern - viel wichtiger - in seinem Inneren finden sich die Damen- und Herrentoiletten. Nach ihrem Besuch lässt es sich dann doch um einiges entspannter in die Altstadt flanieren.
Rund 400.000 Touristen steigen pro Jahr in Salzburg-Süd aus den Reisebussen, schätzt Fremdenführer Hannes Kittl. Als langjähriger Touristenführer ist Kittl mit dem neuen Busbahnhof durchaus zufrieden.
Am bisherigen Spitzentag, dem dritten Adventsonntag 2010, seien 165 Busse problemlos abgefertigt worden. Gerade im Vergleich zum langjährigen Provisorium mit Containertoiletten und Dauerstau sei aus Sicht der Fremdenführer der neue Terminal gerechtfertigt, betont Kittl. Nur eine ergänzende Beschilderung der Wege in die Stadt fehle noch, berichtet Kittl im Standard-Gespräch. Und obwohl die Fremdenführerzunft voll des Lobes ist, beschäftigt die neue Anlage seit geraumer Zeit die Salzburger Kommunalpolitik.
Baukosten in der Höhe von immerhin 390.000 Euro allein für das Touristen-Klo haben die Bürgerliste stutzig werden lassen. Die Stadt-Grünen haben dem Kontrollamt der Stadt einen Prüfauftrag erteilt. Dieses muss jetzt die Errichtungskosten von immerhin etwa 4000 Euro pro Quadratmeter überprüfen.
Die zuständige Baustadträtin Claudia Schmidt (VP) verteidigt das Luxus-Klo: "Der hohe Anteil an Sanitärräumen bedeutet einen wesentlich höheren Kostenaufwand sowohl bei der Haustechnik (Lüftungsanlage, Installationsauf-wand, Sanitärgegenstände) als auch beim Gebäude (viele Wände und Türen, Verfliesung der Räume)", heißt es in einer Anfragebeantwortung.
Frauen benachteiligt
Neben den vergleichsweise hohen Baukosten der neuen Bedürfnisanstalt hat diese allerdings auch auf einer ganz anderen Ebene zu Diskussionen geführt. Bürgerlistengemeinderätin Barbara Sieberth hat die Aufteilung zwischen Frauen- und Männertoiletten heftig kritisiert. Im konkreten Fall beim Busterminal stehen sechs Frauentoiletten, drei Toiletten und sechs Pissoirs für die Männer gegenüber.
Sieberth nahm diese Aufteilung zum Anlass für einen Antrag im Gemeinderat, nach welchem bei öffentlichen Toilettanlagen der Stadt in Zukunft doppelt so viele Klosetts für Frauen gebaut werden müssten wie für Männer. Wobei ein Pissoir als WC gezählt wird.
Der Salzburger Gemeinderat ist dem Antrag der Stadt-Grünen mehrheitlich gefolgt. Nur die Volkspartei stimmte gegen mehr WCs für Damen. (Thomas Neuhold/DER STANDARD, Printausgabe, 4.1.2011)