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Die Fettsäure zur Herstellung von Futterfett verwendet, sie sei aber nur für die technische Industrie, etwa zur Herstellung von Schmiermitteln, geeignet gewesen.

Foto: APA/dpa/Martin Gerten

Berlin - Im Dioxin-Skandal sind nach Erkenntnissen der deutschen Bundesregierung bis zu 3.000 Tonnen verseuchtes Tierfutterfett hergestellt worden. Es seien vom 12. November bis 23. Dezember 2010 nach derzeitigem Kenntnisstand sieben verdächtige Lieferungen an 25 Futterhersteller in mindestens vier deutsche Bundesländer verkauft worden.

Diese Angaben gehen aus einem Bericht des Landwirtschaftsministeriums an den Agrarausschuss des Deutschen Bundestages hervor, der am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Eine Lieferung der mit Dioxin belasteten Futtermittel an andere EU-Staaten sei nicht erfolgt.

Ermittlungen gegen Hersteller

Im Skandal um dioxinverseuchtes Viehfutter in Deutschland ermittelt auch die Staatsanwaltschaft gegen die Herstellerfirma. Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) nannte am Dienstag die Erklärungsversuche der Verantwortlichen für die Verseuchung großer Chargen von Eiern, von Puten- und Schweinefleisch "wenig glaubwürdig". Auslöser des Skandals ist Fertigfutter, dem versehentlich oder absichtlich Ausgangsstoffe für technisches Schmierfett beigemischt wurden. Dioxin kann Krebs auslösen oder begünstigen.

Zum Ermittlungsverfahren gegen den Futtermittelhersteller Harles & Jentzsch aus Uetersen in Schleswig-Holstein sagte Oberstaatsanwalt Ralph Döpper, es bestehe der konkrete Anfangsverdacht eines Verstoßes gegen das Futtermittelrecht. Im Dioxin-Skandal ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Oldenburg.

Zuvor war bekannt geworden, dass die Futtermittelfirma technische Mischfettsäure benutzt hatte. Durch die Kennzeichnung war aber klar, dass die Säure nur für die technische Industrie, etwa zur Herstellung von Schmiermitteln, geeignet war, wie ein Sprecher des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit dem "Westfalen-Blatt" sagte. Harles & Jentzsch habe die von einem niederländischen Unternehmen bezogene Mischfettsäure zur Herstellung von Futterfett verwendet. Die Mischfettsäure selbst stammt von einer Biodiesel-Anlage der Petrotec AG in Emden.

Laut Sprecher sind dann 527 Tonnen des Futterfetts an sieben Futtermittelbetriebe in Niedersachsen, drei Futtermittelhersteller in Nordrhein-Westfalen und jeweils einen Hersteller in Hamburg und Sachsen-Anhalt geliefert worden. Diese zwölf Hersteller hätten Höfe unter anderem in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Sachsen und Brandenburg beliefert.

1.000 Betriebe wurden gesperrt

Technische Mischfettsäure fällt unter anderem bei der Herstellung von Biodiesel an. Harles & Jentzsch hat nach eigenen Angaben jahrelang Reste aus der Biodieselherstellung sowie der Nahrungsmittelindustrie aufgekauft und verarbeitet. "Wir waren leichtfertig der irrigen Annahme, dass die Mischfettsäure, die bei der Herstellung von Biodiesel aus Palm-, Soja- und Rapsöl anfällt, für die Futtermittelherstellung geeignet ist", sagte Geschäftsführer Siegfried Sievert. Nach wie vor unklar bleib am Dienstag, wie das Dioxin in die Mischfettsäure geriet.

Wegen des Funds von verseuchtem Tierfutter waren am Montag allein in Niedersachsen 1.000 Betriebe gesperrt worden. Betroffen sind Legehennen-, Puten- und Schweinemastbetriebe. Mit Dioxin verunreinigte Futter- oder Lebensmittel waren in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg gefunden worden. Im nordrhein-westfälischen Kreis Soest ordneten die Behörden die Tötung von rund 8.000 Legehennen an. (APA)