Wie das Sozialwissenschaftliche Institut in einer Befragung festgestellt hat, liegt die katholische Kirche in einem österreichweiten Vertrauensranking "ganz unten". Die Kirche liegt damit sogar hinter der Bundesregierung, und der sprechen nur magere drei Prozent ein "sehr großes Vertrauen" aus.

Heinz Kienzl, der die Befragung durchgeführt hat, führt das miserable Ergebnis auf die Missbrauchsaffären der letzten Jahre zurück. Womit er nur zum Teil Recht hat; denn die Probleme der Kirche sind nicht nur im Mittel-, sondern auch im Oberbau angesiedelt.

Der Oberbau prägt das Image der Kirche intensiver. Und was kommt von dort? Die Exkommunikation eines Bischofs, der den Holocaust geleugnet hat, wird aufgehoben. Im Vatikan findet man "Überbleibsel antisemitischer Einstellungen". In Linz wäre fast ein Pfarrer zum Weihbischof ernannt worden, der Homosexuelle behandeln wollte.

Selbst das heurige Jahr - erst wenige Tage alt - hat seinen ersten Skandal zu bieten. Der spanische Bischof Demetrio Fernández González bezichtigt die UNESCO quasi einer Weltverschwörung: In den nächsten 20 Jahren soll der Anteil Homosexueller an der Weltbevölkerung auf 50 Prozent erhöht werden. Sein Informant: Der "Familienminister" des Vatikan. Nun ja.

Die Kirche muss selbstverständlich ihren Teil dazu beitragen, vergangene Missbrauchsfälle aufzuklären und alles in ihrer Macht stehende tun, um künftige Missbrauchsfälle zu verhindern. Sie darf sich keineswegs an diesen Fällen abputzen.

Es ändert sich aber wenig und die Bevölkerung spürt das (vgl. Bischofsbestellung in Eisenstadt). Die katholische Kirche muss ihre Struktur und die handelnden Akteure erneuern. Der Unterbau, die Laien, müssen mehr Mitsprachemöglichkeit bekommen (auch bei der Personalauswahl). Denn nur so kann das System aufgebrochen werden, kann frische Luft in die alten Gemäuer der Kirche kommen. Sonst bringt auch 2011 einen Rekord an Kirchenaustritten. (Florian Gossy, derStandard.at, 04.01.2011)