Bild nicht mehr verfügbar.

Die Zukunft des Fernsehens liegt im Internet

Mit Diensten wie Google TV oder Apple TV beginnt Web TV langsam Form anzunehmen. Die Idee dahinter ist, die Unterhaltung zurück auf den Fernseher zu bringen in einer Zeit, wo User TV-Serien und Filme immer öfter über ihren Computer ansehen. Web TV soll Internet- und Fernsehinhalte auf einem Schirm einfach zugänglich machen. Doch bis es den Massenmarkt erreicht hat, ist noch ein weiter Weg, den vor allem traditionelle TV-Konzerne blockieren. CNN Fortune-Autorin Jessi Hempel fragt nicht zu unrecht: "Was zur Hölle ist los mit dem TV?"

TV soll wie Web werden

Die User-Experiences von traditionellem Fernsehen und Web sind sehr unterschiedlich. Nach und nach erwarten sich Nutzer die Veränderungen des Webs in den vergangenen Jahren auch beim Fernsehen. Es soll mobil, durchsuchbar und sozialer werden, bringt es Jessi Hempel auf den Punkt. Für Unternehmen wie Google steckt ein enormes Potenzial dahinter. Der Markt für TV-Werbung ist 56 Milliarden US-Dollar stark. Google könnte hier ein großes Stück mitnaschen, wenn es sein Anzeigengeschäft auf die Fernseher bringt.

Traditionelles TV-Modell

Die traditionellen TV-Unternehmen sehen Dienste wie Google TV oder Streaming-Services wie Hulu und Netflix jedoch als Bedrohung. Hempel fasst das TV-Business zusammen: Produktions-Firmen wie Warner Brothers produzieren TV-Serien und verkaufen sie an TV-Netzwerke wie CBS und Kabel-Kanäle wie HBO. In den TV-Serien können Sender teure Werbeplätze verkaufen und Nutzer zahlen monatliche Gebühren für Kabelanbieter wie Comcast. Zusätzliche Einnahmen machen die Produktionsfirmen und Sender mit DVDs von TV-Serien.

Web-Dienste werden blockiert

Das Web macht diesem traditionellen Modell jedoch einen Strich durch die Rechnung. Werbung ist im Web günstiger als im Fernsehen und die Gebühren für Kabelfernsehen fallen weg, wenn sich Nutzer Serien und Filme im Internet ansehen. Auf ihren Seiten bieten zwar einige Sender TV-Serien online an, doch Google TV wird blockiert, diese zu finden. Man will dem Suchmaschinengiganten nicht die Werbeeinnahmen überlassen. Und Kabelanbietern schmeckt es nicht, dass Google und Co Services über ihre Infrastruktur anbieten, sich an dieser jedoch nicht finanziell beteiligen. Für Hempel ist die Zukunft von Diensten wie Hulu und Netflix daher unsicher. Bisherige lukrative Deals könnte es in Zukunft nicht mehr geben, wenn Studios und Sender merken, dass sie damit weniger verdienen.

Vom Kabelanbieter zum Web TV-Anbieter

Die CNN-Autorin ist der Meinung, dass jedoch Kabelanbieter wie Comcast ein großes Potential haben, Web TV zum Massenmarkt zu machen. Die Unternehmen hätten immerhin Breitband-Internet populär gemacht und bessere Verbindungen zu Sendern und Produktionsfirmen als die unzähligen Web-Startups. Mit Xfinity TV testet Comcast bereits einen Service, über den Nutzer TV-Serien nachträglich ansehen können.

Inhalte auffindbar machen

Ein aktuelles Problem mit Web TV ist zudem, dass Inhalte noch schlecht auffindbar sind. Einen Weg aus dem Dilemma zeigt das Startup Clicker.com auf, meint Hempel. Dabei handelt es sich um eine Art Plattform-unabhängigen Online-TV-Guide, der Inhalte von Netflix, iTunes, Hulu, ABC usw. findet. Dank Facebook-Integration können sich User auch ansehen, welche Serien und Filme ihre Freunde geschaut haben.

US-zentrierte Diskussion

Sicher ist, dass die wachsende Konkurrenz für das traditionelle TV-Geschäft durch Unternehmen wie Google und Netflix Entwicklung und Innovationen antreiben. Kann sich Google TV breiter etablieren, wird es für die Fernsehsender schwierig, ihre Inhalte weiterhin vollkommen zu blockieren. Klar ist aber auch, dass die Diskussion derzeit eine US-zentrierte ist. Dienste wie Google TV, Hulu und Netflix gibt es derzeit noch nicht in Europa, wenngleich Netflix den Sprung über den großen Teich bald wagen soll. Und auch TV-Sender lassen ihre Shows online nur von US-amerikanischen IP-Adressen aus ansehen. Erste Fernseher und Settop-Boxen für Google TV sollen ebenfalls 2011 in Europa landen. Bis Web TV reif für das Hauptabendprogramm ist, wird also noch einige Zeit vergehen. (br)

Der WebStandard auf Facebook