Essen - Der spanische Infrastrukturkonzern ACS will mit deutschen Bauriesen Hochtief einen weltweit führenden Infrastrukturkonzern schmieden. Die Hochtief-Zentrale solle nach der Übernahme des Konzerns in Essen bleiben, Verkäufe von Firmenteilen seien nicht geplant, versichert der spanische Angreifer. Nachfolgend einige Informationen zu den beiden Unternehmen:
Das Essener Traditionsunternehmen Hochtief ist der größte deutsche Baukonzern - vor der deutschen Tochter der österreichischen Strabag und dem Mannheimer Unternehmen Bilfinger Berger. Hochtief geht auf die Firma Gebrüder Helfmann zurück, die 1874 erstmals in Frankfurt registriert wurde. Heute ist Hochtief ein Konzern, der vom klassischen Baugeschäft über den Betrieb von Flughäfen, Mautstraßen und Immobilien bis hin zu Gemeinschaftsprojekten mit der öffentlichen Hand (PPP) etwa im Bildungswesen zahlreiche Dienstleistungen anbietet.
2009 hat Hochtief mit über 66.000 Mitarbeitern, davon rund 11.000 in Deutschland, bei einem Außenumsatz von 18,2 Mrd. Euro einen Gewinn von 195 Mio. Euro eingefahren. Bis 2013 soll das Vorsteuerergebnis auf über 1 Milliarde Euro steigen. Nach den ersten neun Monaten 2010 hatte Hochtief Aufträge im Wert von 41,4 Mrd. Euro in den Büchern und ist damit rechnerisch für zwei Jahre ausgelastet.
Ausland sorgt für Schub
Vor allem im Ausland steuert Hochtief auf Wachstumskurs. Für Schub sorgt die australische Tochter Leighton, an der Hochtief seit 2001 die Mehrheit hält. Sie deckt die Wachstumsmärkte Asien und Australien ab. Vorstandschef ist seit April 2007 Herbert Lütkestratkötter.
ACS war 2007 bei den Essenern eingestiegen und hatte vor Veröffentlichung des Übernahmeofferts 29,98 Prozent der Aktien gehalten, zwischenzeitlich war der Anteil allerdings durch eine Kapitalerhöhung von Hochtief leicht gesunken. Nun hat der Konzern die Marke von 30 Prozent übersprungen und damit ein entscheidendes Etappenziel erreicht.
ACS - kurz für Actividades de Construccion y Servicios - ist wie Hochtief längst kein reiner Baukonzern mehr. Der 1997 aus drei Unternehmen fusionierte Infrastrukturkonzern wird von Florentino Perez geführt, der auch Chef des Fußballclubs Real Madrid ist.
Zu dem spanischen Unternehmen gehören der Autobahnbetreiber Abertis, der Hafenbetreiber Dragados sowie Windparks, Wasseraufbereitungs- sowie Entsalzungsanlagen. Im Fokus steht derzeit auch die Beteiligung am Energieriesen Iberdrola, die Perez zuletzt auf gut 20 Prozent ausbaute.
Mit den Tochtergesellschaften Dycasa und Dycvensa ist ACS in Venezuela und Argentinien aktiv, Schiavone ist im Baugeschäft in den USA tätig. ACS erwirtschaftete 2009 mit mehr als 142.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 15,6 Mrd. Euro. Der Nettogewinn aus dem fortgeführten Geschäft bei knapp 842 Mio. Euro. ACS ist mit rund 9 Mrd. Euro verschuldet - Hochtief ist dagegen fast schuldenfrei. (APA/Reuters)