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Seit Jahren machen die österreichischen Kopten auf die Menschenrechtssituation in Ägypten aufmerksam, hier vor der UNO-City in Wien.

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Papst Shenouda III. legte 1998 gemeinsam mit dem Wiener Erzbischof Schönborn den Grundstein der koptischen Kathedrale in Wien 22.

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Der koptische Papst bei der Weihe einer Kirche in Wien.

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"Es war hier irgendwie freundlicher, christlicher als im Rest Europas", antwortet Wadie Dawoud, 59 und Kopte, auf die Frage, warum er auf seiner Flucht aus Ägypten gerade nach Österreich gekommen ist. "Bei uns zuhause gab es weder Arbeit noch politische Vertretung, unser Name hat gereicht, um diskriminiert zu werden." Seit 34 Jahren lebt Dawoud, heute UNO-Beamter und Lokalpolitiker in der kleinen niederösterreichischen Gemeinde Strasshof, in Österreich.

So wie etwa 6.000 andere Kopten, jene christliche Minderheit, die spätestens nach dem Anschlag in der Neujahrsnacht über die Grenzen Ägyptens hinweg Erwähnung fand. Mehr als 4.000 davon wohnen in Wien, was die österreichische Hauptstadt zugleich zu einer der Metropolen der Diaspora in Europa macht. Keine andere deutschsprachige Stadt, so viel ist sicher, versammelt so viele Kopten.

In den Siebzigerjahren, als die Unterdrückung der Kopten durch das Kairoer Regime manifester wurde, begann auch der Flüchtlingsstrom gen Westen. In den USA leben heute laut Schätzungen etwa zwei Millionen Kopten, in Deutschland rund 10.000. Allein Wien, wo sich der Großteil der Community befindet, gibt es vier koptisch-orthodoxe Kirchen, 2003 wurden dei Kopten als Glaubensgemeinschaft staatlich anerkannt. Die Kathedrale befindet sich im 22. Gemeindebezirk und wurde 1998 vom koptischen Papst Shenouda III. feierlich geweiht. Seit 2000 versieht Bischof Anba Gabriel Dienst als oberster Hirte der Kopten in Österreich und der Deutschschweiz. Im ehemaligen Prinz-Eugen-Schloss in Obersiebenbrunn nahe Gänserndorf gibt es ein koptisches Kloster.

Auch der Fotograf William Tadros, der sich unlängst auf der angeblich von einem Al Kaida-Ableger stammenden Todesliste (derStandard.at berichtete) wiederfand, kam nach Wien, um der "engen Gesellschaft unserer Heimat" zu entfliehen. Er sei "durstig nach Freiheit und Demokratie" gewesen, "beides gab und gibt es in Ägypten nicht". Als er vor dreißig Jahren mit einem Touristenvisum nach Österreich kam, sei das Land zwar lange nicht so christlich gewesen, wie er sich das zuvor erträumt hatte, "die Integration hier fiel mir und den meisten anderen Kopten aber nicht so schwer." Viele Kopten verdingten sich in den ersten Jahren wie andere Ägypter als Zeitungsverkäufer auf den Straßen Wiens.

Gesellschaftlich bemerkbar machten sie sich erst nach und nach, schildert Kamal Abd El Nour vom Verein für die Integration koptischer und österreichischer Freundschaften. Wenn koptische Gemeinden in Gefahr sind, müsste der Ruf der Gläubigen laut sein: "Wir wissen nicht, wen die Gewalt als nächsten trifft. Wer jetzt nicht dagegen protestiert, macht sich mitschuldig." (flon/derStandard.at, 4.1.2011)