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Babys kosen, pflegen und wickeln ja - aber bitte nur freiwillig: So sieht es die ÖVP für die Väter vor. Von einem Monat männlicher Pflichtkarenz halten die Bürgerlichen nichts.

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Wien - Der Vorstoß von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) im STANDARD, für alle Väter einen Monat Pflichtkarenz anzudenken, entfacht beim Koalitionspartner ÖVP keinerlei Begeisterung. Im Gegenteil.

Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer, stellt klar: "Da werden wir uns querlegen, überhaupt keine Frage! Damit tut man niemandem etwas Gutes - weder den zwangsverpflichteten Vätern noch den auf diese Weise zur Betreuung überlassenen Kindern."

Gedankenexperimente, wie sich ein von oben verordneter Papa-Monat in Unternehmen und Betrieben auswirken könnte, will der Oberösterreicher erst gar nicht anstellen, denn: "Bei aller Wertschätzung der Frau Minister, aber für gesellschaftliche Veränderungen braucht es Bewusstseinsbildung und Motivationsmodelle, aber sicher keinen Zwang."

Seit Jahresbeginn dürfen öffentlich Bedienstete bei Geburt eines Kindes einen unbezahlten Papa-Monat nehmen. Heinisch-Hosek hofft nach einem Jahr Erfahrung auf eine Ausweitung des neuen Beamtenmodells: "Ich hätte jedenfalls gern eine Diskussion über einen Pflichtmonat für alle Väter."

Hintergrund: Im Gegensatz zu den skandinavischen Ländern, wo mittlerweile mehr als 70 Prozent einen Vaterschaftsurlaub antreten, sind hierzulande bloß 4,5 Prozent der Kindergeld-Bezieher männlich. In Schweden etwa, wo jeder Elternteil einen persönlichen, nichtübertragbaren Anspruch auf zwei Monate bezahlten Elternurlaub hat, konsumierten 2009 die Väter bereits 23 Prozent aller Karenz-Tage.

Doch auch ÖVP-Familienstaatssekretärin Verena Remler kann dem Ansinnen der SPÖ-Ministerin kaum etwas abgewinnen. Sie pocht auf "Wahlfreiheit - die Familien sollen selber entscheiden können, wie sie das handhaben möchten."

Kritik an Heinisch-Hoseks Idee kommt auch von den Grünen. Sie halten Zwangsverpflichtungen ebenfalls für "problematisch". (Nina Weißensteiner/DER STANDARD-Printausgabe, 5./6.1.2010)