Annamária Szalai.

Foto: NMHH

Von politischen Freunden wie Feinden wird sie als fleißig, zielstrebig und bis ins Mark loyal beschrieben. Seit dem 1. Jänner ist Annamária Szalai, die 49-jährige Präsidentin der Nationalen Behörde für Medien und Telekommunikation (NMHH), in Ungarn die letzte Instanz über Gedeih und Verderb aller in Ungarn ansässigen Medien. Ihre Behörde kann ruinöse Geldstrafen verhängen und Sender und Zeitungen sogar schließen lassen.

Szalai wurde in der südwestungarischen Kleinstadt Zalaegerszeg geboren, nicht weit weg von der Grenze zu Österreich und Slowenien. Zunächst wurde sie Gesangslehrerin in ihrer Heimatstadt. Ihre Ambitionen stillte das nicht. Sie heuerte, noch im Kommunismus, als Journalistin bei der Lokalzeitung Zalai Hírlap und schließlich beim lokalen Filmvertriebsunternehmen an. Nach der Wende stieß sie zum damals noch linksliberalen Bund Junger Demokraten (Fidesz). Mit Fleiß und Beharrlichkeit wurde sie bald zu einer der Führungspersönlichkeiten in der örtlichen Parteiorganisation.

Damals figurierte sie - für die Dauer nur einer Ausgabe, wie sie heute sagt - auch als Chefredakteurin des eher harmlosen Soft-Sexblattes Miami Press. "Wir haben es in Folie eingeschweißt verkauft, um es für Minderjährige unerreichbar zu machen", rechtfertigte sich die heutige Vorkämpferin gegen Schund und Jugendverderbnis jüngst in einem Interview. Als die Fidesz unter der Führung von Viktor Orbán ihren Schwenk nach rechts vollzog und sich auch in Zalaegerszeg der liberale Flügel abspaltete, verblieb Szalai in der Partei.

In der Budapester Zentrale wurde schließlich Orbáns Mann fürs Grobe, der heutige Parlamentspräsident László Kövér, auf die resolute Parteifreundin aufmerksam. Recht bald überließ man ihr das Feld Medienpolitik, eine unter den rechten Jungtitanen wenig populäre Materie, weil sie viel Sitzfleisch beim Einlesen in lange und spitzfindige juristische Texte erfordert. Annamária Szalais Ehrgeiz beflügelte dies nur.

2004 delegierte sie die Fidesz in das Landesmedienamt ORTT, die Vorgängerin der NMHH. Dort agierte sie als Orbáns Faust, als Akteurin der rigiden Politisierung dieses damals noch paritätisch besetzten Gremiums. Im vergangenen August setzte Orbán als frisch gewählter Premier die zähe Arbeiterin, die sich hinsichtlich ihres Privat- und Familienlebens völlig bedeckt hält, für neun Jahre an die Spitze der NMHH.  (Gregor Mayer/DER STANDARD; Printausgabe, 5./6.1.2011)