Wien - Unmut und Erstaunen bei Fahrgästen erregt eine weitere Neuerung beim ÖBB-Ticket-Kauf. Sie betrifft primär den ÖBB-Nah- und Regionalverkehr in der Ostregion, also Fahrten bis 70 Kilometer von oder nach Wien. Im Menü der Fahrkartenautomaten wurde still und heimlich der Button "Ab Stadtgrenze" abgeschafft. Mit ihm konnten Jahres- oder Monatskartenbesitzer Fahrscheine ab der Wiener Stadtgrenze (Liesing, Purkersdorf-Sanatorium, Schwechat, Kledering etc.) buchen.

Wer nicht aufpasst, zahlt für die Fahrt in Wien nun ein zweites Mal, obwohl er bereits einen Fahrausweis für die gesamte Verkehrsverbund-Ostregion (VOR) hat. Um das zu verhindern, muss der ÖBB-Kunde seit 13. Dezember eintippen, von welchem Abfahrtsort bzw. Bahnhof in Wien er sein Ticket braucht.

"Missbrauch"

In der ÖBB rechtfertigt man die Maßnahme mit Missbrauch durch die Fahrgäste, den man abstellen müsse. Außerdem wolle man das kritisierte Tarifdickicht aus Verbund- und ÖBB-Tickets lichten. In der ersten Klasse seien Verbundfahrten bis zur Stadtgrenze ohnehin nie erlaubt gewesen.

Wie bei der Hin- und Rückfahrtbeschränkung dürfte der ÖBB-Personenverkehr auch von der Abschaffung der Stadtgrenze finanziell profitieren. Denn nicht wenigen Passagieren, dürfte das händische Eintippen des Abfahrtsorts zu mühsam sein. Dass der ÖBB von einem ÖBB-Ticket mehr Erlös bleibe als von einem VOR-Fahrschein, wie Insider argwöhnen, spricht für diese These, wird von Pressesprecher Michael Wimmer aber zurückgewiesen. (ung, DER STANDARD Printausgabe, 5.1.2011)