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Lederschildkröten erreichen eine Panzerlänge von bis zu 2,5 Metern und ein Gewicht von rund 700 Kilogramm.

Foto: REUTERS/Herda Pamela Hutabarat/sea Turtle Restoration Project

Die Wissenschafter konnten drei Wanderrouten der riesigen Tiere quer über den Atlantik nachverfolgen.

Foto: Matthew Witt

Berlin - Erstmals ist es Wissenschaftern gelungen, die enormen Wanderrouten der größten Schildkrötenart der Erde nachzuvollziehen. Von ihren Nestplätzen bis zu den Futtergründen legen Lederschildkröten (Dermochelys coriacea) im Südatlantik bis zu 7.500 Kilometer zurück, wie das internationale Forscherteam in der Zeitschrift Proceedings of the Royal Society B berichtet. Das Wissen um der Routen soll dazu beitragen, die stark gefährdeten Tiere besser zu schützen.

Mit einer Panzerlänge von bis zu 2,50 Meter und einem Gewicht von rund 700 Kilogramm sind Lederschildkröten die Reptilien-Kolosse der Ozeane. Die männlichen Tiere sind reine Meeresbewohner, die Weibchen verlassen das Wasser lediglich zur Ei-Ablage. Die Reptilien bevölkern bevorzugt tropische und subtropische Gefilde, wobei ihr Bestand im Pazifik dramatisch schwindet: In einem mexikanischen Nestplatz schrumpfte die Zahl der Tiere von 70.000 im Jahr 1982 auf gerade noch 250 gegen Ende des Jahrhunderts. Ursache des Rückgangs sind vermutlich Raub der Eier, vor allem aber die Hochsee- und Küstenfischerei.

Schildkröten-Verfolgung per Sender

Im Südatlantik scheinen die Bestände bisher stabiler zu sein. Dort verfolgten Biologen um Matthew Witt von der englischen Universität Exeter in vier Jahren die Wanderungen von insgesamt 25 Weibchen. An einem Neststrand im zentralafrikanischen Gabun statteten sie die Schildkröten mit Sendern aus und werteten anschließend deren Bewegungen per Satellit aus.

Dabei fanden die Forscher drei Hauptrouten: Fünf Lederschildkröten durchquerten den Atlantik gezielt nach Südwesten bis auf die Höhe von Argentinien, wobei sie eine 7.563 Kilometer zurücklegten. 15 Tiere schwammen entlang des Äquators westwärts, zwei Weibchen zogen entlang der afrikanischen Küste in gemäßigte Gewässer vor Südafrika. "Trotz umfangreicher Forschung kannte bisher niemand die Reisen der Lederschildkröten im Südatlantik", sagt Witt. "Nach der Nestphase in Gabun gibt es drei eindeutige Wanderrouten, die sie zurück zu ihren Futtergründen nehmen."

Reisen in gefährlichen Gewässern

Das Wissen um diese Strecken soll dazu beitragen, die Tiere vor ihrem Hauptfeind zu schützen: Der Fischerei mit Stellnetzen in Küstennähe sowie dem Langleinenfang auf hoher See. Dabei legen Fischer mit Ködern versehene Plastikleinen aus, die teilweise über 100 Kilometer lang sind. Auch wenn die Schildkröten bis zu 1.100 Meter tief tauchten, so hielten sie gewöhnlich eine Reisetiefe von bis zu 200 Metern und bevorzugten damit den Einzugsbereich dieser Fischereiform.

"Alle von uns entdeckten Routen führen die Lederschildkröten durch stark befischte Gebiete, was eine echte Gefahr für die Atlantikpopulation ist", sagt Koautor Brendan Godley. Am Schutz der Tiere auf den gefundenen Routen müssten sich nach Ansicht der Forscher mindestens elf Anrainerstaaten beteiligen sowie jene Länder, die Fangflotten in internationale Gewässer entsenden. (red/APA/dapd)