München - Die Münchner Staatsanwälte waren diesmal ganz fix. Erst am Montag hatten die Ermittler bestätigt, dass sie sich die Herkunft des rätselhaften Millionenvermögens des ehemaligen BayernLB-Vorstands Gerhard Gribkowsky genau ansehen werden. Dass die 50 Mio. Dollar, die der 2008 bei der Landesbank gefeuerte Banker in einer österreichischen Privatstiftung geparkt hat, aus einem Geschäft mit der Formel 1 stammen könnte, ließ die Strafverfolger mächtig Gas geben. Keine drei Tage später verhafteten sie den Banker in München - und die Vorwürfe wiegen schwer: Steuerhinterziehung, Bestechlichkeit und Untreue. So trocken die juristischen Begriffe, so filmreif die Umstände des Deals: Es geht um Autorennen, Millionen und die Karibik. Die Opposition im bayerischen Landtag triumphierte heute.

SPD und Freie Wähler begrüßen die Verhaftung des Bankers. "Die Staatsanwaltschaft handelt hier schnell, konsequent und mit voller Härte. Das ist angemessen angesichts der ungeheuerlichen Vorwürfe gegen Gribkowsky", sagte der Vize-Vorsitzende des BayernLB-Untersuchungsausschusses und SPD-Abgeordnete Harald Güller. Er forderte eine schnelle und vollständige Klärung der Fakten und Verantwortlichkeiten rund um den Formel 1-Verkauf.

"Selbstbedienungsladen"

Auch die Freien Wähler (FW) zeigten sich erfreut über die Verhaftung. FW-Fraktionschef Hubert Aiwanger kritisierte die Zustände bei der Landesbank. "Die BayernLB war offensichtlich ein Selbstbedienungsladen für Betrüger. Die CSU tut bis heute zu wenig für die Aufklärung, man fragt sich warum", teilte Aiwanger mit.

Der BayernLB war die Beteiligung an der Motorsport-Königsklasse nach der Pleite des einstigen Medienzars Leo Kirch als Sicherheit in den Schoß gefallen. Kirch hatte sich auch mit Milliardenkrediten der Landesbank in den schillernden Formel-1-Zirkus eingekauft. Nach seiner Pleite waren die Münchner auf einmal Miteigner der Rennserie - und wollten das Engagement möglichst schnell, aber auch möglichst gewinnbringend wieder zu Geld machen. Verantwortlich: Gribkowsky.

Bisher war man bei der Bank sicher, dass Gribkowsky seinen Job gut gemacht hat, als 2006 der Verkauf über die Bühne ging. Fehler oder Unregelmäßigkeiten waren bisher nicht aufgefallen, hieß es zuletzt bei der BayernLB. Möglicherweise ein teurer Irrtum. "Die BayernLB muss sich jetzt nicht nur fragen lassen, warum offenbar wieder einmal sämtliche Sicherungs- und Kontrollmechanismen versagt haben", sagte der bayerische Grünen-Abgeordnete Sepp Dürr. Unter den Augen der CSU-Verwaltungsräte habe Gribkowsky die Bank in größte Schwierigkeiten gebracht, sagt SPD-Mann Güller. Der Fall sei "ungeheuerlich". (APA)