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Die Polizei ermittelt.

Foto: EPA/MALTE CHRISTIANS

Berlin/Düsseldorf - Im Skandal um krebserregendes Dioxin in Futtermitteln hat der Deutsche Bauernverband (DBV) seine Forderung nach Entschädigungen bekräftigt. "Wer den Schaden verursacht hat, muss ihn auch bezahlen", sagte Generalsekretär Helmut Born dem Berliner "Tagesspiegel". "Wir werden gegenüber den Futtermittelbetrieben ganz sicher vorstellig werden", kündigte er an. Nach seiner Einschätzung kann die Sperre eines Hofs dessen Besitzer "sehr schnell 10 000 oder 20 000 Euro Umsatz" kosten.

Unterdessen will die in den Dioxin-Skandal verwickelte Futtermittelfirma Harles und Jentzsch im schleswig-holsteinischen Uetersen am Donnerstag über eine drohende Insolvenz entscheiden. "Wir sind ziemlich deprimiert und können die Firma eigentlich dicht machen", sagte der Vertriebschef Klaus Voss dem "Westfalen-Blatt" in Bielefeld. Die Verunreinigung von Futterfett mit Dioxin sei ein Einzelfall gewesen und von der Firma selbst gemeldet worden. Bei Razzien im Firmensitz in Uetersen und einem Tochterunternehmen im niedersächsischen Bösel hatten die Behörden am Mittwoch zahlreiche Unterlagen beschlagnahmt.

In dem Betrieb in Bösel hat es nach Darstellung des Präsidenten des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES), Eberhard Haunhorst, eine "eher kriminelle Machenschaft" gegeben. Der Mischbetrieb, der die dioxin-verseuchten Fette beigemischt und an weiterverarbeitende Betriebe geliefert haben soll, sei illegal betrieben und deshalb nicht kontrolliert worden, sagte Haunhorst am Mittwoch dem NDR Studio Oldenburg. In diesem Fall handle es sich eindeutig um ein kriminelles Vorgehen.

136.000 verseuchte Eier in den Niederlanden

Unterdessen sind nach Erkenntnissen der EU-Kommission möglicherweise 136.000 dioxinverseuchte Eier aus Deutschland in der niederländischen Nahrungsmittelindustrie verarbeitet worden. Sie seien nicht in den Handel gelangt, sagte der Sprecher von EU-Verbraucherkommissar John Dalli. Bisher sei nicht klar, in welchen Produkten die Eier verarbeitet wurden und ob sie tatsächlich mit Dioxin belastet waren. Die fragliche Charge Eier stammte von einer Firma aus Sachsen-Anhalt und wurde Anfang Dezember an ein Unternehmen im niederländischen Barneveld geliefert.

Die deutschen Grünen forderten unterdessen als Konsequenz aus dem Dioxin-Skandal ein neues Gesetz zur Herstellung von Futtermitteln. "Ohne neues Gesetz bekommen wir die Futtermittelindustrie nicht in den Griff", sagte der Bundestagsabgeordnete und Landwirt Friedrich Ostendorff, der "Rheinischen Post". "Wir benötigen eine genaue Aufstellung, was Tierfutter enthalten darf", betonte er.

Forderungen nach Kurswechsel

Nach den Dioxinfunden in Eiern und Tierfutter wurden Forderungen nach einem Kurswechsel in der industriellen Landwirtschaft laut. Viele geben der Massentierhaltung eine Mitschuld an dem Skandal. Nach Einschätzung des Direktors des Instituts für Tierernährung an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Professor Josef Kamphues, liegt das Problem allerdings eher daran, dass wenige große Firmen viele Betriebe mit Futtermitteln beliefern. Nach seiner Einschätzung könnten Bio-Produkte genauso belastet sein. "Wenn die Weide, auf der die Kuh grast, neben einer Müllverbrennungsanlage liegt, auf der vor Jahrzehnten etwas abgelagert wurde, dann ist das zwar keine große Technik, die beim Grasen der Kuh eine Rolle spielt, aber das Tier nimmt vielleicht noch mehr Dioxin auf." (APA/dapd)