Auf der Gerlitzen in Kärnten wird nicht nur plakativ auf das Tourenticket hingewiesen. Die Pistensecurity kontrolliert auch die Einhaltung der Vorschrift. Der Alpenverein hält das jedoch für illegal.

Foto: Matthias Euler-Rolle

Innsbruck/Villach/Wien - Ganz friktionsfrei dürfte das Verhältnis doch nicht sein. Anders ist es schwer zu erklären, wieso die Patscherkofler Bergbahnen abwinken: Nein, zum Thema Pisten benutzende Skitourengeher wolle man nichts sagen. Und das, obwohl der österreichische Alpenverein (ÖAV) just die Betreiber der Lift- und Pistenanlagen des Innsbrucker Hausberges als "Best Practice"-Modell nennt. "Am Patscherkofel", sagt Gerold Benedikter vom ÖAV, "hat man sich sogar darauf geeinigt, dass es einen eigenen Abend für Tourengeher gibt. Das zeigt, dass das Problem mit gegenseitiger Rücksicht lösbar ist."

Das "lösbare" Problem ist nicht neu. Aber im Zuge des Skitourenbooms verschärft es sich. Vor allem im Einzugsgebiet von Ballungszentren und bei nichtoptimaler Schneelage, denn Tourengeher nutzen den Pistenrand als Aufstiegspur. Gern auch dann, wenn Pisten schon für den nächsten Tag präpariert werden.

Rund um Innsbruck - etwa im Skigebiet Mutterer Alm - schien es an den Weihnachtsfeiertagen mitunter mehr aufsteigende als abfahrende Skifahrer zu geben: Auch Toni Innauer probierte hier sein neues Equipment aus.

Was den Handel jubeln lässt, macht Liftbetreibern Kummer: Tourengeher kaufen keine Liftkarten, blockieren aber Parkplätze und Toiletten. Sie stellen für abfahrende Skifahrer eine Gefahr dar. Insbesondere, wenn sie in Gruppen an unübersichtlichen Stellen Pisten queren oder (nicht angeleinte) Hunde mitführen.

Liftgesellschaften versuchen daher seit einigen Jahren durch Parkgebühren für Tourengeher, Regeln und Pistenbetretungsverbote nach Betriebsschluss Herr der Lage zu bleiben. Doch auch wenn ÖAV-Sprecher Benedikter für Regeln und Parkgebühren "prinzipiell Verständnis" hat, gibt es in der Umsetzung Probleme. Nicht zuletzt, weil kaum nachprüfbar ist, ob ein Skifahrer mit Tourenausrüstung nicht doch eine Tageskarte kauft: Bei der Rückkehr zum Auto hat schließlich fast jeder Skifahrer seine (pfandpflichtige) Chipkarte wieder abgegeben.

Deshalb fand Hans Hopfgartner, Geschäftsführer der Bergbahnen auf der Kärntner Gerlitzen, schon 2003 eine andere Lösung: Schilder weisen darauf hin, dass Skitourengeher eine Gebühr von fünf Euro zu entrichten hätten. Das "Tourenticket" ist sichtbar zu tragen. "Es gibt keine Probleme. Tourengeher, die auf das Ticket vergessen - das kann ja vorkommen -, werden von unseren Pistensecurities höflich erinnert. Die Leute sehen das ein."

Für jedermann offen

Nicht alle. Hans Schuller, Naturschutzreferent des ÖAV in Kärnten, wird heftig, wenn er von Pistengebühren hört: "Klar gibt es keine Probleme: Hopfgartner ist klug genug, seine Sheriffs niemanden belästigen zu lassen", erklärt der Alpinist, der bis 2009 in St. Veit Bezirkshauptmann war. "Er weiß nämlich genau: Das Verlangen nach Entgelt ist illegal." Der Gebühr - und Nachtsperren - stehe in Kärnten "das Landesgesetz über die Wegfreiheit" entgegen. Und das, wonach "die Verbindung zwischen Tal und Höhe offen zu sein hat". Andere Bundesländer, so Schuller, hätten ähnliche Gesetze. Freilich: Ausjudiziert ist das - mangels Klagen - nicht.

Österreichweit sind laut ÖAV bisher erst zwei Skigebiete der Gerlitzen gefolgt: das Skigebiet Drei-Länder-Eck und Verditz (beide in Kärnten). Dort, so Schuller, sei der Ton gegenüber Nichtzahlern zwar rüde, Anzeigen gebe es aber nicht. Doch der streitbare Alpinist will Fakten schaffen: "Ich werde so auf Tour gehen, dass man mich nicht übersehen kann. Dann werden wir sehen, was passiert." (Thomas Rottenberg/DER STANDARD, Printausgabe, 7.1.2011)

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