Wien/München - Die "CSI Hypo" ortet Geldwäscheverdacht. Nun muss die Justiz Auffälligkeiten bei diskreten Millionentransaktionen über ein 2004 aufgelassenes Konto bei einer Schweizer Großbank nachgehen. Die Spur könnte auch zu dem mittlerweile wegen Korruptionsverdacht inhaftierten Ex-Vorstand der BayernLB, Gerhard Gribkowsky, führen.

Ein Ursprung der 2004 über das Konto geleiteten verdächtigen Geldflüsse lag in Klagenfurt, bei der Hypo Alpe Adria (die BayernLB war vor der Notverstaatlichung Miteigentümerin), sagte Wolfgang Peschorn, Leiter der Sonderermittlertruppe "CSI Hypo" und der Finanzprokuratur. Es geht auch um mehr als 50 "Karibik-Millionen".

Klagenfurt, Schweiz, Karibik

Zunächst ging die CSI nach internen Prüfungen in der Kärntner Hypo einem bereits bei der Staatsanwaltschaft angezeigten Liechtenstein-Deal mit drei Millionen Euro nach. Ex-Bankchef Wolfgang Kulterer hat bisher nicht verraten wollen, um welches "Kundengeld" es sich dabei handelte.

Laut Peschorn gingen diese drei Millionen von Klagenfurt auf ein Konto der Hypo bei einer Schweizer Großbank und von dort nach Liechtenstein. Als die Ermittler in der Schweizer Bank deswegen kürzlich Kontoeinschau hielten, stießen sie auf eine weitere auffällige Transaktion: Über dasselbe Konto sind laut Peschorn 51 Millionen Dollar (37,5 Mio. Euro) ebenfalls von Klagenfurt aus in die Schweiz - und von dort in die Karibik gegangen. Das betreffende Konto sei übrigens Ende 2004 wenige Tage nach dieser Transaktion geschlossen worden. Kulterer betonte, es bestehe zwischen dem Kundengeldtransfer in Höhe von drei Millionen Euro und den Ermittlungen gegen Gribkowsky kein Zusammenhang.

"Sehr seltsam"

Peschorn deutet spektakuläre "Auffälligkeiten" an: "Für uns war es jetzt sehr seltsam, dass der Gribkowsky jetzt Selbstanzeige wegen 50 Mio. Dollar aus der Karibik erstattet hat, gerade wo wir entdeckt haben, dass über das Konto bei der Schweizer Großbank nicht nur drei Mio. Euro nach Liechtenstein, sondern auch 51 Millionen in die Karibik gegangen sind."

Von dort wurde das Geld offenbar von Gribkowsky in die in Salzburg angesiedelte Stiftung Sonnenschein eingebracht. Nach Angaben der Münchener Staatsanwaltschaft stammt das Geld aus dem Verkauf von Formel-1-Anteilen. Gribkowsky, dem im Fall einer Verurteilung fünf bis zehn Jahre Haft drohen, verkaufte die Anteile für die BayernLB an den Finanzinvestor CVC.

In Österreich sei das Geld als "Honorar aus einem Beratungsvertrag in Zusammenhang mit der Formel 1" deklariert worden. Das Geld sei in zwei Tranchen aus der Karibik und Mauritius geflossen. Bereits bei der ersten Tranche entstand in Österreich Geldwäscheverdacht, dieser wurde damals aber ausgeräumt. Nach Angaben von Rechtsanwalt Gerald Toifl, der die Stiftung errichtete, sei alles legal und das Geld in Österreich versteuert worden. (APA, cr, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.1.2011)