Bild nicht mehr verfügbar.

Wegen stark gestiegener Preise für Milch, Zucker und Mehl kam es am Donnerstag in Algerien zu sozialen Unruhen.

Foto: AP

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Wiederaufnahme des Kohleabbaus in den überfluteten Gebieten Australiens dauert. Dies behindert die Stahlproduzenten.

Foto: Reuters/Munoz

Brisbane/Rom/Wien - Rekordpreise für Lebensmittel haben die Sorgen um die wirtschaftliche und soziale Stabilität in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern verstärkt. Laut der UN-Ernährungsorganisation FAO lagen die Lebensmittelpreise zu Jahresende weltweit so hoch wie nie zuvor. Selbst die Rekordwerte von 2008 wurden bereits übertroffen. Damals hatten die hohen Lebensmittelpreise zu Aufständen in vielen Entwicklungsländern geführt. FAO-Ökonom Abdolreza Abbassian warnte, dass die Preise in diesem Jahr durch Wetterkapriolen noch "viel höher steigen könnten".

Hitze und Flut

Die Gründe für die Teuerungsrate im Nahrungsmittelbereich sind in den Hitzewellen des letzten Sommers zu suchen. Russland, der weltweit zweitgrößte Weizenexporteur, wird wegen dürrebedingter Ernteausfälle die Exporte kürzen. Zusammen mit der Ukraine und Kasachstan dürfte es auf dem Markt bei Getreide zu einem Rückgang von zumindest 30 Millionen Tonnen kommen.

Auch die Flutwelle in Australien trägt ein hohes Maß an Mitschuld: Australischer Weizen wird teilweise so stark verdorben sein, dass rund die Hälfte der nächste Ernte im Mai nicht mehr als Lebensmittel geeignet ist, verlautete die australische Regierung. Die Exporte für Zucker werden um rund ein Viertel gesenkt werden müssen.

Mahnung des Weltbank-Chefs

In Indien haben die Rekordpreise für Lebensmittel zu Sorgen um die soziale Stabilität geführt. Nahrungsmittel verteuerten sich die fünfte Woche in Folge, wie aus offiziellen Erhebungen hervorging.
In Algerien führten Preiserhöhung bei Grundnahrungsmitteln am Donnerstag bereits zu gewalttätigen Ausschreitungen.

Der Präsident der Weltbank, Robert Zoellick, ermahnte die Regierungen, nicht zu protektionistischen Maßnahmen zu greifen. Die G-20-Staaten müssten sicherstellen, dass es ausreichende Nahrungsmittelzuflüsse in armen Länder gebe, schrieb er in einem Kommentar in der Financial Times. Exportbeschränkungen seien mit ein Grund für die sprunghaften Preise.

Höhere Preise treiben Inflation an

Auch in Österreich ziehen die Preise an. Am Mittwoch kam es bei Semmeln zu einer Preiserhöhung um zwei Cent. Mehl, berichtete die ZiB, ist in den vergangenen Monaten um fast 40 Prozent teurer geworden. Insgesamt gab es bei Backwaren einen Preisanstieg von fünf bis zehn Prozent.

In den Industrieländern wird heuer zumindest mit einem Anziehen der Inflation gerechnet, die in den höheren Lebensmittelpreisen und einem gestiegenen Ölpreis begründet sind. Auch dürften die Gebühren, die überall in den Industriestaaten im Zuge der Sparpakete angehoben wurden, preistreibend wirken. Die Teuerung in der Eurozone kletterte jedenfalls im Dezember überraschend stark hinauf und überschritt erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder die Marke von zwei Prozent. Experten führen dies auf die Konjunkturerholung zurück.

Kettenreaktion durch Flut

Erwartet wird, dass auch die Stahlpreise nach oben gehen. Die massive Beeinträchtigung der Kohleproduktion durch das Hochwasser in Teilen Australiens, wo die Pegelstände am Donnerstag weiter sehr hoch blieben, wird sich auf die australischen Kokslieferungen in Asien auswirken.

Der größte deutsche Stahlkonzern ThyssenKrupp rechnet im Frühjahr mit höheren Kosten für Koks, der für die Stahlproduktion benötigt wird. Dies würde weitergereicht werden und damit auch Branchen wie die Automobilindustrie oder den Maschinenbau treffen, heißt es. (red)