"Warten auf Besuch" - Anton Christian zeigt im Innsbrucker Zeughaus die Schau "Treibgut".

Foto: Tiroler Landesmuseen

Innsbruck - Durch ein Holztor betritt man den Innenhof des Zeughauses, des einstigen Waffenarsenals von Kaiser Maximilian. Dicke Mauern riegeln den Platz nach allen Seiten ab. In der Mitte türmen sich meterhoch rotgetünchte Baumstämme.

Dem gewaltigen Holzhaufen vorgelagert waren ursprünglich zwei weiße Lazarettzelte. Im einen steht ein Feldbett, frisch überzogen, die Bettdecke einladend zurückgeschlagen, aus der Matratze ragt das mit scharfen Zähnen bewehrte Blatt einer Kreissäge (Objekt Bett mit Säge). Das andere war das Bürozelt und diente als Infostand der Caritas.

Menschliches Treibgut

Dieses Zelt steht nicht mehr, es knickte unter der Schneelast einer Dachlawine ein. Die Installation Treibgut des 70-jährigen Tiroler Künstlers Anton Christian thematisiert Flüchtlinge als menschliches Treibgut. Menschen, die weggespült und irgendwo angeschwemmt werden, die stranden.

Christian bezieht damit Stellung zu den sozialen Problemen unserer Zeit. Er arbeitet an Themen wie Einsamkeit und Gebrechen, Schmerz, Angst und Krieg. Das Gemälde Warten auf Besuch zeigt einen bettlägrigen Mann, der kahle Kopf ist zur Seite gedreht, ein flehender Blick aus dunklen Augen erwartet den Betrachter.

What is he doing behind there? - ein alter Mann, dessen ausgemergelter Körper notdürftig von einem dünnen Nachthemd bedeckt ist, hält eine Puppe umklammert, die sein Gesicht verdeckt.

Außenseiter

Anton Christian hebt die Vergessenen, Verstoßenen und Außenseiter der Gesellschaft eindrucksvoll aufs Tableau. Neben seinen Arbeiten der letzten Jahre zeigt der Künstler seine umfangreiche Privatsammlung an Masken und Fetischen aus Afrika, Asien und Südamerika. Die berührende Schau ist in Zusammenarbeit mit der Caritas entstanden, sie bietet ein umfangreiches Rahmenprogramm und ist noch bis 30. Jänner zu sehen. (Dorothea Nikolussi-Salzer/ DER STANDARD, Printausgabe, 7.1.2011)