Der Mac App Store soll die Anwendungsauslieferung unter Mac OS X revolutionieren.

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Apple-Chef Steve Jobs "Mit über 1.000 Apps hat der Mac App Store einen guten Start"

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Angesichts der derzeit in Las Vegas laufenden Consumer Electronics Show (CES) halten sich dort nicht vertretene Unternehmen derzeit mit aktuellen Produktankündigungen eher zurück - will man doch im Infowust der CES mit den eigenen Neuerungen nicht untergehen. Eine Ausnahme bildet hier Apple, dass es sich am Donnerstag trotz all der Diskussionen über Windows 8, Android 3.0 und Co. nicht nehmen ließ ein neues Service zu starten, das wohl eine zentrale Rolle in der weiteren Zukunft der eigenen Computerplattform spielen soll.

App Store

Mit dem Mac App Store will man aus den Erfolgen im mobilen Bereich lernen und die Vorteile einer zentralen Anwendungsverwaltung auch auf den klassischen Desktop bringen. Die Vorteile einer solchen Lösung sind dabei unleugbar - und manigfaltig: Vor allem das einfache Aufspüren und Installieren von Programmen werden denn auch in den ersten Tests beinahe unisono als zentrale Stärken des Stores identifiziert.

Zudem erhofft sich Apple natürlich auch eine Belebung des Mac-Software-Ökosystems, soll der Store es doch vor allem kleineren Softwareherstellern erleichtern, ihre Programme für das Apple-System anzubieten. Wie auch bei iOS behält sich Apple in diesem Fall 30 Prozent der Einnahmen - für die EntwicklerInnen bleibt dabei trotzdem noch immer wesentlich mehr Geld übrig als bei klassischen Vertriebsmodellen.

Kritik

Doch neben des prinzipiellen Lobs, dass der Mac App Store langfristig eine richtige - und wichtige - Entscheidung von Apple ist, regnet es auch einmal mehr Kritik an der konkreten Umsetzung. So hat etwa Lifehacker eine Reihe von Gründen gegen die aktuelle Implementation des Services versammelt. Ein großes Ärgernis sei dabei etwa, dass der App Store - jenseits der Apple-eigenen Programme - keinerlei bereit auf anderem Weg gekaufte Programme erkennt. Wer ein Programm über den App Store verwaltet haben will, müsstet es theoretisch also neu kaufen.

Ebenfalls ärgerlich sei, dass es keinerlei Support für zeitbeschränkte Testversionen gebe. Was bei kleinen Apps aufgrund deren niedrigen Preises noch verzeihbar sei, werde bei größeren Anwendungen um 20 Euro und mehr zu einem echten Problem, immerhin wolle wohl niemand diesen Betrag schnell mal ausgeben, nur um ein Programm kurz mal auszuprobieren.

Regelwerk

Von iOS "geerbt" hat man einen Dauerbrenner der Apple-Kritik: Die strikte Kontrolle über die im App Store aufgenommenen Anwendungen. Manche der Regeln muten hier recht willkürlich an: So untersagt etwa ein Punkt der Aufnahmekriterien die Erstellung von Programmen, die mit dem Mac ausgelieferte Programme "imitieren".  Eine Formulierung, die so vage gehalten ist, dass sie wohl noch für einige Diskussionen sorgen wird.

Auch ist es über den App Store vertriebenen Programmen untersagt, im Hintergrund weiterzulaufen oder beim Login automatisch zu starten - was zahlreiche Services von vornherein verhindert. Nicht zuletzt aus einer Sicherheitsperspektive relevant: Alle Updates müssen wie gewohnt über Apple laufen und abgesegnet werden, was im Fall des Falles den Support deutlich verlangsamen könnte.

Einschränkung

Allerdings muss zu all diesen Punkten erwähnt werden, dass im Gegensatz zu iOS unter Mac OS X die App-Store-Nutzung natürlich nicht obligatorisch ist. Wer will kann die Programme weiterhin auf konventionellem Weg besorgen - und so die Beschränkungen von Apple umgehen.

Erster "Crack"

Unterdessen stellen erste Berichte auch die Sicherheit des Kopierschutzes in Frage: So kursieren derzeit im Netz Anleitungen mit denen sich zumindest einige Kaufprogramme durch das Kopieren von wenigen Dateien zur "Mitarbeit" überreden lassen - auch ohne dafür bezahlt zu haben. Offenbar dürfte es sich dabei allerdings durchgehend um Apps handeln, die nicht alle vorgesehenen Schutzmechanismen richtig umgesetzt haben. Bei all den von Apple festgesetzten Richtlinien ist es aber zumindest leicht verblüffend, dass man entsprechenden Sicherheitschecks offenbar nicht in die eigenen Test miteinbezieht. (red, derStandard.at, 07.01.11)

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