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Foto: AP

Traditionell eröffnet der amtierende Microsoft-Chef quasi als Patron der Branche die Consumer Electronics Show (CES) in Vegas. Das war früher Bill Gates, seit ein paar Jahren ist es Nachfolger Steve Ballmer. Und wie vom Weihnachtsmann erwartet das technophile Publikum neues Spielzeug.

"Slate"

Das war im Vorjahr der "Slate" von Hewlett-Packard, ein Tablet, zu dem man heute Pad sagen würde, aber da war das iPad noch nicht heraußen. Das wurde erst ein paar Wochen später vorgestellt. So wurde 2010 nicht das erhoffte Jahr des Slates oder des Tablets, sondern eindeutig des iPads. Das HP Slate kam, ein wenig verschämt, zu Jahresende zwar doch noch auf den Markt. Aber der einzige namhafte Konkurrent zum iPad war Samsungs Galaxy Tab - mit Google Android.

Keine Rede von Tablets

Heuer wurde darum von Ballmer eine Art Abrechnung erwartet, eine ganze Schar an Tablets, die Apples iPad an die Wand spielen sollen. Aber keine Rede von Tablets in Ballmers Keynote Mittwochabend: Stattdessen präsentierte der Microsoft-Chef interaktives Fernsehen mit Kinect und Xbox, begeisterte sich über das neue Windows Phone 7 und berichtete, dass pro Sekunde sieben Stück Windows 7 verkauft werden, es damit das am schnellsten verkaufte Windows der Geschichte sei.

Das böse i-Wort

Tablets, Slate oder gar das böse i-Wort kam Ballmer nicht über die Lippen. Nur Vizepräsident Michael Angiulo ließ bei seiner allgemeinen Vorstellung neuer Windows-PCs nebenbei auch zwei Tablets einfließen: den Samsung-Slider mit ausschiebbarer Tastatur und den Transformer von Asus mit abnehmbarer Tastatur.

Die "nächste Generation von Windows" - Zeitpunkt der Veröffentlichung und Name unbekannt - werde auch auf Chips mit Arm-Architektur (Prozessoren, die in Smartphones und Tablets verwendet werden) perfekt laufen, verkündete Angiulo dann. Ob damit eigene Windows-Varianten für Handys oder Tablets entbehrlich würden, wurde auch auf einer vorausgegangenen Pressekonferenz nicht beantwortet.

Android

Hingegen wurden wie erwartet zahlreiche Tablets abseits der Microsoft-Eröffnung von mehreren Herstellern vorgestellt. Die meisten davon benutzen allerdings Android von Microsoft-Konkurrent Google. Wie Samsung setzt auch Asus, Vorreiter bei Netbooks, bei seinen "Eee Pads" unter anderem auf eine Slider-Version sowie noch drei andere Formen - das Ganze sicherheitshalber mal zwei, einmal in Android, einmal in Windows 7. Etwas kurios mutet Lenovos "Le Pad" an: ein Tablet mit einer angedockten Tastatur. Ist Le Pad an die Tastatur angeschlossen, läuft es unter Windows, ohne Keyboard dagegen unter Android.

Motorola, das sich zu Jahresbeginn in zwei Firmen teilte, hat sich bei Tablets offenbar wie zuvor bei Handys ganz Android verschrieben. Das Xoom soll wie auch einige andere der angekündigten Tablets mit der für Tablets optimierten Android-Version "Honeycomb" funktionieren, hat ein etwas größeres, höher auflösendes Display und zwei Kameras (ein Feature, das auch die meisten anderen iPad-Konkurrenten haben).

Surface-2

Microsoft widmet sich hingegen noch viel größeren Touch-Displays: Erstmals zeigte es den Surface-2-Computer. Der über Gesten steuerbare Bildschirm-Tisch wird von Samsung gefertigt. Statt der Kamera unter dem Display, die Gesten erfasste (und den ersten Surface zu einem relativ klobigen Klotz machte), ist das riesige Display zugleich ein Sensor: Es kann dank infrarotempfindlicher Pixel die Bewegungen der Hände erfassen und Gegenstände erkennen. (Helmut Spudich aus Las Vegas, DER STANDARD Printausgabe, 7. Jänner 2011)

 

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