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"Echte" Tränen dürften chemische Signale enthalten.

Foto: REUTERS/Khaled al-Hariri

Washington - "No Woman, No Cry", der Titel des oft nachgespielten Klassikers von Bob Marley, ist ein wenig missverständlich. Er bedeutet nämlich nicht, dass es ohne Frauen auch kein Weinen gibt, sondern vielmehr (im Jamaika-Kreolischen): "Nein, Frau, weine nicht. (Angeblich hatte Marley seine Frau wieder einmal betrogen und wollte sie damit trösten.)

Ein Hintergrund des Marley-Titels könnte freilich auch sein, dass Frauen-Tränen anscheinend eine besondere Wirkung auf Männer haben dürften, wie nun israelische Forscher in einem Experiment herausfanden: Die Inhaltsstoffe der Flüssigkeit führen bei Männern allem Anschein nach zu einer Verminderung des Testosteronspiegels und von sexueller Erregung, schreiben die Mediziner heute in "Science" (online).

Für ihre Untersuchung hatten die Forscher weibliche Testpersonen traurige Filme anschauen lassen. Im Anschluss daran sammelten sie sowohl die von den Frauen vergossenen Tränen wie auch Proben ihrer ganz normale Tränenflüssigkeit ein. Anschließend wurden Pflaster, die mit einer der beiden Flüssigkeiten benetzt waren, männlichen Versuchspersonen unter die Nase geklebt, denen Frauenfotos vorgelegt wurden.

Und siehe da: Jene Männer mit den echten Tränen (die keinen wahrnehmbaren Geruch haben) fanden die Frauen auf den Bildern sexuell deutlich weniger attraktiv. Außerdem sank ihre physiologische Erregungsschwelle und ihr Testosterongehalt im Blut.

Die Forscher spekulieren, ob Tränen von Männern ähnliche oder andere chemische Signale aussenden. Wie aber sang die Band The Cure: "Boys Don't Cry". (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 7. 1. 2011)