Die vielen Feste sind vorbei, die tristen Jännertage haben uns wieder. Natürlich hat man sich, verfressen, wie man ist, bei Keks, Gans und Punsch wieder einmal nicht zurückgehalten. Jetzt richtet sich der schockierte Blick auf die schwabbelnde Schmer rund um die Leibesmitte. Allein der Gedanke an die Mühen, die es kosten wird, sich diesen sinnlosen Zuwachs vom Leib zu schaffen, macht einen ganz krank.

In diesen tristen Jännertagen ist jedoch auch guter Rat für den reuigen Schlemmer nicht weit. Bewegung heißt eines der Zauberworte, das Entlastung verspricht. Erfreulich: Nicht nur Bewegung im Fitnesscenter oder auf der Langlaufpiste lässt die Kilos "purzeln" (was, außer Kilos, "purzelt" auf Gottes Erdboden eigentlich sonst noch?), sondern auch Bewegung im Alltag. In diesen Tagen findet man in fast jeder Gazette eine Liste, mit der es sich berechnen lässt, wie viel Joule man beim Zähneputzen, Bügeln oder beim Ausfüllen der Einkommenssteuererklärung abarbeiten kann. Und natürlich beim Sex, hehe.

Diese Umrechnungslisten sind nützlich, meist aber leider viel zu plump. "110 Kalorien pro Stunde Sex" : Was für eine undifferenzierte Angabe! Jedermann weiß, dass ein Sado beim schweißtreibenden Zupracken mit der Neunschwänzigen fünfmal mehr Kalorien verbraucht als der Maso, der auf der faulen Haut liegt und sich gemütlich den Hintern verbläuen lässt.

Eine Stunde leidenschaftliches Lutschen bringt 150 Kalorien, eine Stunde lasches Lutschen höchstens ein Drittel davon. Auch ganz unterschiedlich in der Kalorienbilanz: affenartiges Ausgreifen (122 kcal/h), lustloses Onanieren (88 kcal/h), Jonglieren mit mehreren Dildos (95 kcal/h), heftiges Brustrotieren mit Nippelpasties (111 kcal/h), Fesselspiele am Kronleuchter (146 kcal/h) oder eine Orgie mit Sex-Oma Vavrik (219 kcal/h).

Wenn Sie als körperbewusster Mensch ganz auf der sicheren Seite sein wollen, sollten Sie jede Mahlzeit präventiv durch eine sexuelle Aktivität Ihrer Wahl kalorienmäßig einarbeiten (sogenanntes Vor-Kopulieren, Vor-Masturbieren usf.). Eine Stunde Kopulieren in der Missionarsstellung ist ein Dutzend Austern wert; zwölf Stunden Masturbation, und Sie haben sich eine Salamipizza redlich verdient. Zwei Stunden engagierte Fellatio, und Sie dürfen sich eine Salzstange gönnen. Und das ohne jedes schlechte Gewissen. (Christoph Winder, DER STANDARD/ALBUM - Printausgabe, 8./9. Jänner 2011)