Jener 32-jährige Bayer, der in der Neujahrsnacht in seinem Urlaubsquartier in Saalbach-Hinterglemm (Pinzgau) an Schweinegrippe gestorben ist, hatte offenbar eine schwere Ärztephobie und dürfte vermutlich deshalb trotz seiner Erkrankung keinen Mediziner aufgesucht haben. Das sagte am Freitag der Salzburger Landessanitätsdirektor Christoph König. Er berief sich dabei auf Angaben des Gesundheitsamtes im deutschen Altötting. Die Furcht vor Ärzten habe vermutlich mit seiner schweren Vorerkrankung zu tun gehabt, "möglicherweise hatte er da schlechte Erfahrungen gemacht".

Noch niedrige Erkrankungszahlen

Die Influenzawelle, die heuer durch den Schweinegrippe-Erreger dominiert wird, ist in Österreich nach wie vor im Anrollen. Es gebe noch in allen Bundesländern relativ niedrige Erkrankungszahlen, sagte Fabian Fußeis, Sprecher des Gesundheitsministeriums, am Freitag. Inklusive des verstorbenen Bayerns wurden sechs Erkrankungen mit Influenza A-(H1N1) registriert - vier in Salzburg und je ein Fall in Wien und Vorarlberg. Von den zuvor aus Salzburg fünf bis sieben gemeldeten Verdachtsfällen hätten sich inzwischen einige nicht bestätigt, erklärte König.

Erfasst werden laut Ministerium alle laborbestätigten Fälle und Schweinegrippe-Erkrankungen, die eine Spitalbehandlung erforderlich machen. Infektionen mit Grippesymptomen, die wie die meisten Ansteckungen mit A-(H1N1) zu Hause auskuriert werden können, registrieren die Behörden nicht. Bezüglich der allgemeinen Grippeerkrankungen liegen Hochrechnungen vor, die bisher keine Influenzawelle zeigen.

40 Schweinegrippe-Tote in Österreich

Laut Apothekerkammer sterben pro Jahr etwa 2.500 Personen an den Folgen einer Grippe, rund 380.000 erkranken und etwa 4.500 Personen müssen stationär behandelt werden. Während der Pandemiephase - sie endete nach neun Monaten im März 2010 - starben in Österreich 40 Personen an der Schweinegrippe.

König wie auch der Impfreferent der Salzburger Ärztekammer, Ernst Wenger, konnten am Freitag noch keine Zunahme bei den Impfungen bemerken. "Das Impfverhalten der Österreicher war bei Grippe immer schon sehr, sehr schlecht", so Wenger. Die Durchimpfquote liege zwischen zehn und 15 Prozent.

Impfstoff für massive Erkrankungswelle

Experten raten nach wie vor zu einer Immunisierung gegen Grippe. Die Kombi-Impfung gegen die saisonale Influenza schützt heuer gegen die zirkulierenden Viren der Schweinegrippe sowie der Influenza A-(H3N2) und der Influenza B. Im Vorjahr wurde in Österreich gegen die Schweinegrippe ein eigener Impfstoff (Celvapan) bestellt. Etwa 700.000 Dosen für rund 350.000 Patienten (zwei Teilimpfungen) blieben laut Gesundheitsministerium übrig. Sie seien - wie in anderen EU-Ländern - als strategische Reserve eingelagert, für den Fall, dass es zu einer massiven Erkrankungswelle komme, erklärte Fußeis.

Das Ministerium rät bei der saisonalen Grippe, also auch bei einer Ansteckung mit Schweinegrippe, bei einem komplikationsfreien Verlauf zur Heimpflege. Eine Behandlung mit Neuraminidasehemmer ist möglich. Um eine Ansteckung zu vermeiden sind Hygienemaßnahmen wichtig: Regelmäßiges Händewaschen mit Seife, Mund und Nase beim Niesen und Husten mit einem Taschentuch oder zumindest dem Ärmel bedecken. Weitere Informationen hat das Gesundheitsministerium hier veröffentlicht. (APA)