Berlin - Vor sieben Jahren hatte eine Studie des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie Aufsehen erregt: Tierpsychologen hatten den Border Collie "Rico" mehr als 200 Wörter gelehrt - der kluge Hund hatte es damit nicht nur zu einem Auftritt bei "Wetten, dass ..?" gebracht, sondern war auch im Wissenschaftsmagazin "Science" thematisiert worden. Border Collies, die lange Zeit vor allem als Hütehunde eingesetzt wurden, gelten es besonders intelligente Rasse. Auch das sechsjährige Weibchen "Chaser" entstammt ihr, und ihr Lernvermögen stellt das von "Rico" sogar noch in den Schatten.
"Chaser" kannte nach dreijährigem Training die Namen für insgesamt 1.022 Spielzeuge, die Objekte konnte sie sogar zuverlässiger identifizieren als die mit ihr arbeitenden Wissenschafter. Und damit sei das Vokabular des Hundes lange nicht erschöpft, wie Forscher des Wofford College im Staat South Carolina in der Zeitschrift "Behavioural Processes" schreiben. Der Hund kann zwischen Namen von Gegenständen und Befehlen unterscheiden - besonders verblüffend ist aber, dass "Chaser" auch die Bedeutung verschiedener Objektkategorien versteht. Sie weiß, dass das Wort "Spielzeug" für alle 1.022 Objekte gilt. Die Bezeichnungen "Ball" umfasst dagegen insgesamt 116 weiche Kugeln, der Terminus "Frisbee" 26 verschiedene Wurfscheiben.
Ganz wie "Rico" kann auch "Chaser" mittels sogenannten "Fast Mappings" lernen - ein Prozess, der offensichtlich also nicht nur Menschenkindern vorbehalten ist. "Diese Studie zeigt, dass Hunde ebenso wie Kinder ausladende Wortschätze lernen können und dabei verstehen, dass bestimmte Wörter einzelne Gegenstände bezeichnen, während andere Objektkategorien betreffen", sagt der Psychologe Alliston Reid. Ob auch andere Hunderassen zu solch erstaunlichen Gedächtnisleistungen fähig sind, wissen die Forscher nicht. Sie vermuten, dass die Jahrtausende alte Beziehung zwischen Mensch und Hund die Fähigkeit der Vierbeiner zum Verständnis von Worten geprägt hat. Dies gelte möglicherweise auch für andere Haustiere. (APA/red)