Immer mehr Wiener und Grazer wenden sich vom Katholizismus ab, besagen die Zahlen der Magistrate.

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Wien - Die Kirchenaustritte sind in Wien und Graz im Jahr 2010 erwartungsgemäß stark angestiegen. Laut aktuellen Daten der zuständigen Magistratsabteilungen gab es im abgelaufenen Jahr in der Stadt Wien um 47 Prozent mehr Austritte als im Jahr davor. In Graz verließen sogar um 67 Prozent mehr Personen die römisch-katholische Kirche. Am 11. Jänner will die Bischofskonferenz die Austrittszahlen für ganz Österreich offiziell präsentieren.

Missbrauch ließ Austritte in die Höhe schnellen

In absoluten Zahlen musste die römisch-katholische Kirche im Jahr 2010 in der Stadt Wien 15.945 Austritte verzeichnen, geht aus der von der Plattform für Betroffene kirchlicher Gewalt zur Verfügung gestellten Statistik des Magistrats hervor, die von den zuständigen Stellen bestätigt wurde. Besonders hohe Austrittszahlen verzeichnete man dabei nach Aufkommen der Missbrauchsfälle Anfang des Jahres: Im März verließen 3743 Personen die Kirche, im April 2456.

Davor waren es deutlich weniger - im Jänner nur etwa 626 Austritte, im Februar 902. Ab Mai ging deren Zahl wieder zurück. Im Dezember 2010 schließlich kehrten 1058 Personen der Kirche den Rücken - was aber noch immer eine Steigerung gegenüber Dezember 2009 bedeutete. Damals waren es nur 733 Austritte.

In der Stadt Graz stiegen die Austritte in absoluten Zahlen von 2391 im Jahr 2009 auf 4002 im vergangenen Jahr.

Kirche verlor jedes Jahr mehr Schäfchen

Kardinal Christoph Schönborn hatte Mitte Dezember erklärt, er rechne für 2010 mit bis zu 80.000 Austritten für ganz Österreich. Im Jahr 2009 waren österreichweit 53.216 Austritte gezählt worden, 2008 waren es 40.596, 2007 kehrten 36.858 Menschen der katholischen Kirche den Rücken. (APA)