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Die Österreich Werbung konzentriert sich bei ihren Auslandsaktivitäten auf Länder mit hohem Einkommen. ÖW-Chefin Petra Stolba hält die derzeitige Auslandspräsenz für zielführend.

Foto: Reuters/Bader

Aus Kritik an der Österreich Werbung will die Wirtschaftskammer die Tourismusorganisation Ende 2011 verlassen. ÖW-Chefin Petra Stolba spricht im Interview mit Johanna Ruzicka über die Grenzen von Zusammenarbeit.

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STANDARD: Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), eines Ihrer beiden Vereinsmitglieder, kritisiert Doppelgleisigkeiten und vermisst Synergien in der Österreich Werbung. Sie will deshalb aussteigen. Was muss verbessert werden?

Stolba:  Ich kenne die Vorwürfe auch nur aus den Medien, mit mir hat niemand konkret gesprochen. Aus unserer Sicht gibt es eine sehr gute Abstimmung mit der WKÖ bzw. mit den Außenwirtschaftsorganisationen (AWOs). Ich denke, dass viele Fragen, die da jetzt aufgeworfen werden, von den Vereinsmitgliedern, also dem Wirtschaftsministerium und der Wirtschaftskammer, besprochen werden sollten. Das sind strategische Ausrichtungen, die wir, die ÖW, nicht bestimmen können. Wir arbeiten häufig in Bürogemeinschaften mit den Außenhandelsorganisationen der Wirtschaftskammer zusammen. Das heißt, überall dort, wo es möglich ist, sind wir in den Büros der Handelsdelegierten. Das funktioniert gut und es soll auch, denke ich, so bleiben, dass Standorte zusammen bewirtschaftet werden.

STANDARD: Einer der Vorwürfe betrifft die Präsenz der ÖW im Ausland. Ist das nicht zu umständlich geregelt? Sie haben Büros, dann haben Sie Bürogemeinschaften mit den Außenhandelsstellen und dann machen die Außenhandelsstellen selbst ein bisschen Tourismuswerbung. Gibts da nicht Handlungsbedarf?

Stolba: Es geht dabei um die grundsätzliche strategische Frage: Wer macht Tourismusmarketing für Österreich im Ausland. Und da gibt es eine Position, auf die man sich geeinigt hat: Dass die Österreich Werbung die Tourismus-Marketingaufgaben über hat und nicht die Außenhandelsstellen der Wirtschaftskammer.

STANDARD: Aber die Österreich Werbung kann doch gar nicht die ganze Welt marketingmäßig abdecken.

Stolba: Wir decken mit unseren Aktivitäten die Märkte ab, die das höchste Potenzial haben. Dort, wo 95 Prozent der Nächtigungen, von österreichischen und von ausländischen Touristen, herkommen. So ist es am effizientesten.

STANDARD: Die Wirtschaftskammer moniert aber, dass damit große Teile der Welt außen vor bleiben.

Stolba: Dabei handelt es sich um Länder wie Aserbaidschan oder Simbabwe. Wenn diese Märkte auch bearbeitet werden sollen, dann müssen das die Mitglieder strategisch beschließen. Wir bearbeiten jedenfalls die Märkte, die das höchste Potenzial haben. Natürlich würde ich auch gerne mehr Geld einsetzen. Aber auch das ist eine Frage, die die Vereinsmitglieder entscheiden müssen.

STANDARD: Trotzdem. Halten Sie die derzeitige Auslandsmarktauswahl für ideal?

Stolba: Die Österreich Werbung hat eine öffentliche Aufgabe, nämlich, das Tourismusland Österreich zu vermarkten. Es ist letztlich immer eine Frage der Mittel, die man dafür aufwenden will. Ich halte unsere derzeitige Auslandspräsenz für zielführend. Wir stecken viel Kraft und Energie in die Marktauswahl und sind überzeugt, dass diese Marktauswahl den besten Return bringt.

STANDARD: Zum Inlandsmarkt. Was ist da der Vorwurf?

Stolba: Die Wirtschaftskammer fordert da eine klassische Inlandswerbung. Ich halte das für problematisch. Wir machen beispielsweise keine klassischen Imagekampagnen. Denn Österreich ist ein relativ gesättigter Markt. Es macht aus unserer Sicht keinen Sinn, in Österreich für Urlaub im eigenen Land zu werben. So etwas machen eh die Bundesländer.

STANDARD: Stichwort Bundesländer: Wir haben neben der Österreich Werbung neun Länder-Tourismusorganisationen, 88 Destinationsorganisationen und hunderte Tourismusverbände auf Gemeinde- und Städteebene. Genug?

Stolba: Das klingt viel aber jede Einheit hat bestimmte Aufgaben. Einfach zusammenwerfen geht nicht. Aber natürlich wären neue Formen notwendig. Ich plädiere auch nicht automatisch dafür, dass die Länderorganisationen wieder bei der ÖW einsteigen. Man muss sich zuerst einmal anschaun, was will man, und dann die Struktur dafür schaffen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8./9.1.2011)