Die Millionen für Image-Werbung kann ÖBB-Chef Christian Kern ersatzlos streichen. Angesichts der vom Personenverkehr in schlechter Tradition ausgeheckten Kundenverärgerungsmaßnahmen sind sie hinausgeworfenes Geld. Das Image der Staatsbahn wird schlechter statt besser - wie ihre Dienstleistungen.

Auch die relativ gute Performance im Winterreiseverkehr ist kein Grund für Zufriedenheit. Sie ist den moderaten Temperaturen und Schneeverhältnissen geschuldet. Welch Chaos auf Österreichs Schienennetz herrschen würde, hätte es wochenlang geschneit wie in Deutschland, will sich der p.t. Bahnfahrer gar nicht vorstellen. Die behördlichen Räumungen überfüllter Züge, die zu Weihnachten angedroht wurden, um Fahrgäste zum Aussteigen zu bewegen, wären die harmloseste Form der Kundenvertreibung.

Die Ursachen der Misere sind vielfältig, aber nur zum Teil Folge der Bahnreform 2003 samt inferiorer Günstlingswirtschaft. Das Gros ist hausgemacht - von hochbezahlten Mitarbeitern der zweiten und dritten Reihe, die seit Jahren immer neue Möglichkeiten ersinnen, wie man Kunden für das (im Glücksfall) gleiche Geld noch weniger Leistung gibt.

Welche Schikanen diese Kreativität für die - Millionensubventionen zahlenden - Fahrgäste bedeutet, kratzt sie nicht, sie fahren selbst ja nie Bahn. Deshalb: Streicht diesen Apparatschiks ihre Dienstautos und Freifahrtsausweise - und sie werden spüren, was es heißt, Fahrgast zu sein. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD-Printausgabe, 8./9.1.2011)