Bild nicht mehr verfügbar.

Präsentierten gestern einen vermeintlich großen Wurf: Bildungsministerin Beatrix Karl, ÖVP-Chef Josef Pröll und ÖVP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger.

APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH

Wien - Keinen großen Wurf, aber zum Teil doch Fortschritte sehen Experten in dem am Freitag präsentierten ÖVP-Bildungskonzept. Der frühere ÖVP-Politiker und jetzige Vorsitzende der Vorbereitungsgruppe zur Umsetzung der neuen Lehrerausbildung, Andreas Schnider, meinte am Samstag, es sei zwar "nicht der Riesenwurf", aber es würden damit "zumindest keine Türen zugeschlagen". Er habe den Eindruck, SPÖ und ÖVP könnten nun gemeinsam etwas Sinnvolles zustande bringen. Die ideologischen Hindernisse in der Sprache gebe es jetzt nicht mehr: "Der Jargon der 80er Jahre ist weg."

Schnider will gemeinsame Schule

Schnider bedauert zwar, dass die gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen, für die der frühere ÖVP-Politiker eintritt, jetzt nicht machbar sei. Mit der Neuen Mittelschule und den Gymnasien gebe es aber "gleichwertige Säulen" und damit eine "gemeinsame Mittelstufe". Positiv sei auch, dass der Fokus in dem ÖVP-Konzept auf die Übergänge gerichtet sei und alle Bildungsbereiche vom Kindergarten angefangen bis zum Dienstrecht der Lehrer angesprochen seien. Auch die Erwähnung der geplanten Neustrukturierung der Ausbildung der Pädagogen, die künftig alle universitär ausgebildet werden sollen, findet Schnider positiv. Seine Vorbereitgruppe wird am 13. Jänner zur ersten Arbeitssitzung zusammentreten und soll dann in den nächsten eineinhalb Jahren schauen, was sich aus den verschiedenen Expertisen zur neuen Lehrer-Ausbildung politisch umsetzen lässt.

Bernd Schilcher: Konzept geht in die richtige Richtung

Auch für den früheren steirischen ÖVP-Politiker und Schulexperten Bernd Schilcher geht das ÖVP-Konzept in die richtige Richtung, er sieht soviel Bewegung wie "schon lange nicht mehr". In mehreren Interviews begrüßt er vor allem die Aufwertung der Hauptschule zur Neuen Mittelschule. Einen großen Wurf sieht aber auch er nicht, weil die frühe Aufteilung der Schüler mit zehn Jahren auf zwei Schulformen darin enthalten sei.

BIFIE-Experte Lucyshyn: Mittelschule als Förderschule

Wenig Enthusiasmus für das ÖVP-Bildungskonzept zeigt Josef Lucyshyn vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (BIFIE), das auch für die Durchführung der PISA-Studie in Österreich verantwortlich ist. Ihm fehlen die deutlichen Unterschiede zwischen den Leistungsniveaus der Neuen Mittelschule und der Unterstufe des Gymnasiums. Die Neue Mittelschule müsse vielmehr als Förderschule dargelegt werden mit mehr Stützangeboten als im Gymnasium, forderte er im Ö1-"Morgenjournal". Skeptisch ist Lucyshyn auch bezüglich des Wechsels von der Neuen Mittelschule in die Oberstufe des Gymnasiums.

Der Industrielle und frühere SPÖ-Vizekanzler Hannes Androsch stellte klar, dass er an dem von ihm angekündigte Bildungsvolksbegehren weiter festhalten werde, auch wenn sich SPÖ und ÖVP auf eine Bildungsreform einigen sollten. Mit dem nun von der ÖVP vorgelegten Bildungskonzept verbindet Androsch, wie er in mehreren Interviews erklärte, zumindest die Hoffnung, dass damit Bewegung in die Bildungspolitik kommt. (APA)