Klagenfurt/Wien - Das Geheimnis um den Koffer mit drei Millionen Euro, den Ex-Hypo-Alpe-Adria-Chef Wolfgang Kulterer 2005 in Liechtenstein von der Hypo-Tochter in Liechtenstein abgeholt hat, scheint gelüftet. Empfänger des Geldes, den Kulterer unter Hinweis auf das Bankgeheimnis nicht nennen wollte, sei Waffenproduzent Gaston Glock. Leo Grötschnig, Anwalt der mit der Aufklärung der Causa Hypo Alpe Adria befassten CSI Hypo, bestätigte am Sonntag einen Bericht des Kurier.

"Ja, das ist richtig", sagte Grötschnig auf die Frage, ob Kulterer-Verteidiger Ferdinand Lanker tatsächlich Glock als Empfänger genannt habe. "Der Verteidiger von Kulterer, Dr. Ferdinand Lanker, hat den Namen Anfang Dezember mündlich genannt, wollte das aber nicht schriftlich bestätigen." Man habe die Staatsanwaltschaft informiert, so Grötschnig weiter.

Glocks Anwälte kündigten eine schriftliche Stellungnahme an. Der Steuerberater Glocks, Jörg Andreas Lohr, wollte zur Causa ebenso wenig sagen wie Gaston Glock junior und einer der Anwälte Glocks, Elmar Ther.

Klage gegen Finanzprokuratur

Lanker sieht in der Veröffentlichung des Namens nun einen Bruch des Bankgeheimnisses und der Verschwiegenheitspflicht. Der Anwalt hat deshalb noch am Sonntag angekündigt, rechtliche Schritte gegen die Finanzprokuratur einzuleiten. Er und sein Mandant Kulterer hätten sich stets an das Bankgeheimnis und eine von Kulterer mit der Hypo abgeschlossene Verschwiegenheitspflicht gehalten, betonte Lanker in einer Aussendung.

Aufgrund strafrechtlich relevanter Vorwürfe habe man den Rechtsanwalt Grötschnig von der Kanzlei Guido Held am 9. Dezember mündlich über den tatsächlichen Sachverhalt informiert. Dazu sei auch eine schriftliche Unterlage ausgehändigt sowie die Staatsanwaltschaft Klagenfurt verständigt worden. Daher werde man gegen den Leiter der Finanzprokurator, Wolfgang Peschorn, und die Verantwortlichen in der CSI Hypo rechtliche Schritte wegen Amtsmissbrauch, Rufschädigung, Kreditschädigung und Verleumdung einleiten.

Karibik-Millionen

Nicht bestätigt wurden am Wochenende die ebenfalls vom Kurier unter Berufung auf CSI- und Hypo-Kreise verbreiteten Informationen, wonach die laut CSI Hypo 2004 von der Hypo über die Schweizer Großbank UBS in die Bank of Bermuda in der Karibik verschwundenen 51 Millionen Dollar aus Glocks Vermögen stammten. Peschorn betonte, dass man "mit Nachdruck" Nachforschungen anstelle. Zur Meldung, Glock hätte die drei Millionen Euro von Kulterer übernommen, sagte Peschorn: "Es hat sich lediglich um Gerüchte und Andeutungen gehandelt, die ich überhaupt nicht ernst nehme."

Ein Zusammenhang mit jenen 50 Mio. Dollar aus der Karibik, die in die Sonnenschein-Privatstiftung des inhaftierten Ex-Bayern- LB-Vorstandsmitglieds Gerhard Gribkowsky flossen, ist damit weder bestätigt noch auszuschließen. Die 50 Mio. waren auf Konten Gribkowskys in Österreich gelandet.

Ecclestone: "Kein Konto auf Mauritius"

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone bestreitet, dass sie aus der Formel 1 stammen. "Das ist absoluter Blödsinn", sagte er laut Bild-Zeitung.

Gribkowsky sei bei den Verhandlungen auf seiner Seite gewesen, er habe daher keinen Grund gehabt, dem Banker Geld zu zahlen. Auch habe er, Ecclestone, weder Konten noch Firmen auf Mauritius oder den Jungferninseln, von wo die 50 Mio. Dollar in zwei Tranchen an Gribkowsky flossen. Er kenne weder die First Bridge Holding Ltd. auf Mauritius, noch wisse er von Beraterverträgen.

Gribkowsky-Vermögen wird eingefroren

Die Mediensprecherin der Staatsanwaltschaft Salzburg, Barbara Feichtinger, bestätigte am Montag, dass ein Rechtshilfeansuchen der deutschen Justiz wegen Gribkowskys Millionenvermögen vorige Woche eingetroffen ist. Es gebe aber derzeit keine Verfügung. Nähere Details zum Fall wollte Feichtinger nicht bekanntgeben.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung soll das Vermögen von Gribkowsky in Österreich eingefroren werden. In Gribkowskys Salzburger Privatstiftung und den dazugehörigen Firmen sollen nach Überweisungen aus der Karibik etwa 25 Millionen Euro liegen.

Bayern entzogen Hypo Liquidität

Die BayernLB hat ihrer Tochter Hypo Alpe Adria knapp vor der Notverstaatlichung massiv Liquidität entzogen, indem sie Kredite von 650 Mio. Euro fällig gestellt und sie gegen bestehende Hypo-Guthaben von 600 Mio. aufgerechnet hat. Die Differenz wurde den Kärntnern "gestundet", berichtet Profil. Die Ausnutzung einer Kreditlinie über 500 Mio. Euro, die im Juni 2009 gewährt worden war, sei untersagt worden. Bei der Verstaatlichung mussten, so Profil weiter, die Münchner Banker die Maßnahmen zurücknehmen. Das Hypo-Exposure der Bayern lag Ende 2009 bei 3,1 Mrd. Euro, auf weitere Forderungen mussten sie verzichten. Die Verbindlichkeiten der Hypo bei der früheren "Bankmutter" gehören bis Ende 2013 getilgt. (red/APA, DER STANDARD, Printausgabe, 10.1.2011)