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Das historische Shepherd-Hotel wird teilweise planiert

Foto: APA/EPA/Hollander

Jerusalem - Ungeachtet internationaler Proteste treibt Israel ein umstrittenes Bauprojekt im arabischen Ostteil Jerusalems weiter voran. Bulldozer begannen am Sonntag mit der Zerstörung von Teilen des Shepherd-Hotels im Sheikh-Jarrah-Viertel, wie israelische Medien berichteten. In dem Gebiet soll ein Gebäudekomplex mit etwa 20 Wohneinheiten für jüdische Siedler entstehen. Die USA hatten Israel dazu aufgefordert, die Bauaktivitäten zu stoppen. Israel hatte dies jedoch mit der Begründung zurückgewiesen, es handele sich um ein privates Bauprojekt.

Der palästinensische Chefunterhändler Saeb Erekat verurteilte das Vorhaben als "Teil eines politischen Programms der israelischen Regierung, deren Ziel es ist, jegliche Lösung in Jerusalem zu verhindern". Erekat rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, eine klare Position gegen die israelischen Siedlungsaktivitäten in Ost-Jerusalem einzunehmen. "Der Staat Israel zerstört ein palästinensisches Gebäude nach dem anderen, um Jerusalem von seinen palästinensischen Einwohnern, ihrem Erbe und ihrer Geschichte zu säubern", sagte der Chefunterhändler.

"Jede Chance ruiniert"

Der Sprecher der Palästinensischen Autonomiebehörde, Nabil Abu Rudeineh, erklärte: Die Abrissarbeiten hätten "jede Chance ruiniert", die Friedensverhandlungen mit Israel wieder aufzunehmen. Der Siedlungsbau ist eines der größten Hindernisse für den Nahost-Friedensprozess zwischen Israel und Palästinensern.

Unter Polizeischutz brachen Bulldozer Mauern des Nordtrakts des Shepherd-Hotels ab, um Platz für 20 Luxusappartements zu schaffen, wie eine Mitarbeiterin der Anti-Siedlungsorganisation Peace Now (Shalom Ahshav), Hagit Ofran, sagte. Auf dem Grundstück solle ein "jüdisches Viertel" entstehen.

Die Abrissarbeiten wurden von Protesten begleitet. Ein arabischer Einwohner des Stadtteils Sheikh Jarrah wurde nach einem Handgemenge mit einem Siedler festgenommen; der Siedler blieb auf freiem Fuß.

Das Gebäude gehörte während der britischen Mandatszeit in Palästina dem damaligen Mufti von Jerusalem, Mohammed Amin al-Husseini. Der Mufti gilt wegen seiner Kollaboration mit den Nationalsozialisten als umstrittene historische Figur. Nachdem er 1937 ins Exil ging, fiel der Besitz an die Briten. Nach 1949 wurde das Gebäude während der jordanischen Herrschaft in Ost-Jerusalem als Hotel benutzt. Im Zuge des Sechstagekriegs von 1967 ging das Hotel an Israel.

Der jüdische US-Millionär Irwin Moskowitz kaufte das leerstehende Gebäude schon im Jahre 1985. Später diente es als Hauptquartier der israelischen Grenzpolizei. 2009 erhielt Moskowitz eine Genehmigung von der Stadtverwaltung, auf der Anlage Wohnungen zu errichten. Ein historischer Teil des Gebäudes, der von dem Mufti gebaut worden war, soll nach israelischen Angaben nicht zerstört werden, weil er unter Denkmalschutz steht. Die Demolierung betreffe nur später angebaute Gebäudeteile, hieß es.

Die Palästinenserführung hatte die USA um dringende Intervention gebeten, um die Baupläne zu stoppen. Die Palästinenser wollen im 1967 von Israel eroberten Ostteil Jerusalem die Hauptstadt eines künftigen eigenen Staates errichten. Israel beansprucht jedoch ganz Jerusalem als ewige, unteilbare Hauptstadt.

Die im Gazastreifen herrschende Hamas zeigte sich unterdessen um ein Ende der Raketen- und Granatwerferangriffe auf Israel bemüht. Man stehe deshalb im Gespräch mit anderen Gruppierungen in dem Palästinensergebiet, erklärte die radikal-islamische Bewegung am Sonntag. Damit will die Hamas anscheinend eine großangelegte israelische Vergeltungsaktion wie vor zwei Jahren vermeiden. Damals waren 1400 Palästinenser und 13 Israelis getötet worden.

In den vergangenen Wochen haben militante Palästinenser-Gruppen die Angriffe auf israelisches Gebiet intensiviert. Die Israelis töteten bei Vergeltungsschlägen im Dezember 13 Personen, in der Mehrheit muslimische Kämpfer. (APA/dpa/Reuters)