Eingang zum Lager "Givad Avoda". Für tausende jüdische Flüchtlinge von 1946 bis 1948 Station auf dem Weg nach Palästina.

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Salzburg - Die Geschichte des heute 83-jährigen Zwi Katz steht stellvertretend für viele: Der aus einer jüdischen Familie stammende Litauer überlebte Ghetto, KZ und Todesmarsch. Nach der Befreiung von der NS-Diktatur landete der heute in Israel Lebende im von der US-Army im Pinzgauer Saalfelden geführten Camp "Givad Avoda".

Das Lager für die sogenannten "Displaced Persons" war Zwischenstation für tausende jüdische Flüchtlinge, die in den Jahren 1945 bis 1948 über Salzburg nach Italien und letztlich nach Palästina geflüchtet waren. Auch Zwi Katz gelangte nach einer abenteuerlichen Überquerung der Alpen nach Italien und erreichte - nach der Internierung auf Zypern - schließlich das heutige Israel.

Seit Samstag widmet das Saalfeldener Kunsthaus Nexus diesem Abschnitt der Regionalgeschichte die Ausstellung "Tamid Kadima - immer vorwärts. Der jüdische Exodus aus Europa".

Einfach war es für die Ausstellungsgestalter Sabine Aschauer-Smolik und Mario Steidl nicht. "Am Beginn dieses Projektes stießen wir vor allem in Saalfelden auf eine Mauer des Schweigens, des Sich-nicht-erinnern-Könnens und -Wollens", sagt Aschauer-Smolik rückblickend.

Es war ein kollektives Nicht- Wollen: Dass im damals 6000 Einwohner zählenden Ort die bis zu 3000 Juden nicht auffielen, ist schwer vorstellbar. Ganz einfach ist für Saalfelden die Sache bis heute nicht. Republik und Land hatten das Forschungsprojekt finanziell unterstützt, die Gemeinde nicht. Man unterstütze ohnehin das Kunsthaus selbst, begründet Vizebürgermeister Erich Rohrmoser (SPÖ) die Zurückhaltung der Gemeinde. (neu/DER STANDARD, Printausgabe, 10. 1. 2011))